Jul 232014
 

Von Bea Paeßler

Die Studentin Anna Vikky ist fest davon überzeugt, dass das Internet ihrer Generation Möglichkeiten eröffnet, die keine vor ihr hatte: über Grenzen hinweg, unabhängig von Ort und Zeit miteinander zu kommunizieren und die Welt gemeinsam Stück für Stück ein wenig besser zu machen.

Inspiriert von diesen neuen Gegebenheiten und mit dem Ziel, ihren Teil zum Kampf gegen die globale Armut beizutragen, gründet sie zusammen mit Mitstreitern im Juli 2009 einen Verein: die Social Media Non-Profit-Organisation 2aid.org. 2aid.org ist eine der ersten deutschen Non-Profit-Organisationen, die zur Realisierung
ihrer Projekte fast ausschließlich das Internet, vor allem Social-Media-Tools, nutzt. Das bedeutet konkret, dass das Team für die externe und interne Kommunikation wie Fundraising, Öffentlichkeits- und Informationsarbeit, Marketingkampagnen, aber auch Teambesprechungen, auf online-basierte Kommunikationsmittel wie Facebook, Twitter, die Website17 oder Skype zurückgreift.

Von Anfang an bildet das Internet, vor allem soziale Medien, die Basis der gesamten Organisation. Bereits über den Arbeitsschwerpunkt wird mit Hilfe des Mikroblogging-Dienstes Twitter abgestimmt. Und so sind es die 2aid.org-„Follower“, die noch während der Gründungsphase entscheiden, dass sich die junge Organisation in den kommenden Jahren dem Thema Wasserarmut widmen wird.

Seit diesem Tag setzen sich das inzwischen auf 11 Personen angewachsene, komplett ehrenamtlich arbeitende Team von 2aid.org und ihre vielen Freunde und Unterstützer dafür ein, möglichst vielen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Zusammen mit Partnerorganisationen vor Ort realisieren sie den Bau von Trinkwasserbrunnen, Wasserquellen und –tanks in Afrika. Bis Dezember 2011 konnten 15 Trinkwasserprojekte in Uganda umgesetzt werden, die 57.248 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen.

Das Team lebt über ganz Deutschland verteilt, gemeinsame Arbeitsräume benötigen die jungen Engagierten nicht: ihr Hauptarbeitsplatz ist das Internet. Jeder arbeitet von dort aus, wo es ihm am Besten gefällt – und es einen  Internetzugang gibt. Räumlich getrennt, aber durch Tatendrang, Optimismus und gemeinsame Ziele vereint, setzen sie alles daran, 100% der projektbezogenen Spenden direkt in die Trinkwasserprojekte zu investieren.

„Gemeinsam können wir helfen.“ – Jeder kann sich engagieren
2aid.org möchte Menschen, die nicht in Armut leben, ermutigen, informieren und anregen, gegen die globale Armut und vermeidbare Krankheiten zu kämpfen. Ziel ist es, zu zeigen, dass jeder einen Teil zum Ganzen beitragen kann und „sich zu engagieren“ nicht automatisch bedeutet, viel Geld auszugeben oder unendlich viel Zeit zu investieren. Der Claim „Gemeinsam können wir helfen.“ soll diese Botschaft kommunizieren. Wichtig ist dem Team mit Interessierten, Unterstützern und Spendern authentisch, persönlich und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Soziale Medien, in denen grundsätzlich ein etwas lockerer Umgangston herrscht, bieten hierfür eine ideale Plattform.

Verglichen mit dem Kommunikationsstil anderer Non-Profit-Organisationen mag die Tonalität der Kommunikation von 2aid.org manchmal überraschen, aber genau durch diese Ansprache entsteht die wichtige Nähe zum Rezipienten und gerade junge Menschen fühlen sich angesprochen und persönlich involviert. Daher „duzt“ die Organisation ihre Zielgruppen auf allen Kanälen, eine Ausnahme bilden die Bereiche Pressearbeit und Unternehmenskooperationen bzw. CSR.

„Erlebe deine Hilfe.“ – Projektdokumentation via Facebook & Co.
Der wichtigste Kommunikationskanal der Organisation ist Facebook. Auf ihrer Fanseite (www.facebook.com/2aidorg) hat die Organisation inzwischen eine Fanbase von über 11.500 Nutzern – Tendenz steigend, denn fast drei Viertel aller deutschen Online-Nutzer (18 Quelle: Studie von comScore, Stand: Oktober 2011), also rund 21,6 Millionen (19 Quelle: allfacebook.de, Stand: Dezember 2011) Menschen, sind auf Facebook aktiv. Über das Social Network werden Freunde und Unterstützer über neue Aktionen informiert, nach ihrer Meinung zu kommenden Projekten gefragt und vor allem über den Status der aktuellen Trinkwasserprojekte auf dem Laufenden gehalten. Denn die Dokumentation des Projektfortschritts steht bei 2aid.org im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Erlebe deine Hilfe“ postet das Team regelmäßig und so zeitnah wie möglich Fotos und Videos von den Baustellen der laufenden Projekte (siehe Bild 2,3 und 4).

Unterstützer und Interessierte können quasi live beim Brunnenbau dabei sein; sie sollen miterleben, was mit ihren Spenden geschieht. Diese „virtuelle Nähe“ zu den Projekten vor Ort gibt ihnen Sicherheit über die korrekte Verwendung ihres Geldes und schafft Vertrauen in Seriösität und Arbeit der Organisation. Auch frisch gepostete Blog-Artikel, Veränderungen im Team oder Veranstaltungen, an denen 2aid.org beteiligt ist, werden über Facebook kommuniziert. Egal, um welche News rund um 2aid.org es sich handelt: Die Facebook-Freunde der Organisation
erfahren sie als erstes.

  • Durch den Post eines Bildes (Bild 1) und den Text „Guckt mal, so wird 2aid.org diese Woche bei StudiVZ vorgestellt! Sie helfen uns, darauf aufmerksam zu machen, dass jeder seine eigene Aktion bei uns starten kann. (www.2aid.org/myaid.)“ beispielsweise wurde eine Kooperation mit den VZNetzwerken bekannt gegeben.

Aber nicht nur via Facebook hält 2aid.org seine Freunde auf dem Laufenden: Als sich zwei Teammitglieder im Februar 2010 auf die erste Projektreise nach Uganda begeben, führen sie ein digitales Tagebuch, um ihre Reise zu dokumentieren. So wird der 2aid.org-Blog kurzerhand in einen Vlog, also einen Video-Blog verwandelt. Die beiden Reisenden veröffentlichen regelmäßig Videos von der Situation vor Ort, ihrer Besichtigung des ersten fertiggestellten 2aid.org-Brunnens und den Erkundungen künftiger Projekte. Sie führen Interviews mit den Menschen, die sie treffen, berichten von ihren persönlichen Eindrücken und lassen jeden Interessierten daran teilhaben (siehe Bild 5 und 6).
Twitter (20 www.twitter.com/2aidorg), Youtube (21 www.youtube.com/user/2AIDorg), Vimeo (22 www.vimeo.com/twoaidorg)  sind weitere Kommunikationskanäle der Organisation, die an dieser Stelle jedoch nicht näher beschrieben werden.

2aid-myaid

Bild 1: Facebook-Post über eine Kooperation mit den VZ-Netzwerken, Mai 2011 (23 Anzeige auf StudiVZ, Mai 2011)

 

 

 

 

 

 

 

Brunnenbau

Bild 2: Projektdokumentation auf Facebook: Post eines Fotos vom Brunnenbau in Kyakaheru, Juli 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brunnen-fertiggestellt

Bild 3: Facebook-Post zur Fertigstellung des Kabasara-Brunnens, Oktober 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brunnenbau_Männer

Bild 4: Facebook-Video vom Bau des Kyakaheru-Brunnens. (24 Bilder 2 – 4: www.facebook.com/2aidorg)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Uganda_Interviewsituation    Uganda_Frau-Mann

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 5: Vlog – Anna interviewt einen Arzt zum Thema Wasserarmut25 Bild 6: Vlog – Anna und Falco berichten von
ihren Erfahrungen 26 (http://blog.2aid.org/projektreise-nach-uganda-2010-teil-7-wochenen)

Informationsarbeit
Facebook, Twitter und Co. dienen nicht nur als Kanal für Informationen über die eigene Arbeit. 2aid.org nutzt die Social Media Tools auch, um auf aktuelle Themen aufmerksam zu machen, die Nutzer für entwicklungspolitische Probleme zu sensibilisieren und zu ermutigen, sich zu sich engagieren. Dank der bereits erwähnten Tonalität dieser Medien, können hier wichtige und ernste Themen mit der gewissen Lockerheit kommuniziert werden, der es zum Teil bedarf, besonders um jüngere Menschen dazu anzuregen, sich mit einer bestimmten Problematik auseinander zu setzen.

So wurde ihnen beispielsweise das Thema „virtuelles Wasser“ und „Wasserverbrauch“ durch eine kleine Fotoaktion näher gebracht (siehe Bild 7 und 8).
Bild 7: Facebook-Posts zum Thema „virtuelles Wasser“, November 2011.
Bild 8: Facebook-Posts zum Thema „virtuelles Wasser“, November 2011 (www.facebook.com/2aidorg)

(Online-) Fundraising
Ihr Fundraising betreibt die junge Hilfsorganisation fast ausschließlich über das Internet. Wichtig dabei ist ihr, dass die Spender sich ganz konkret vorstellen können, was sie mit ihrem Geld bewirken. Zum Beispiel, dass sie mit 25 Euro 5 Menschen 20 Jahre lang Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen. Auf der Website (www.2aid.org) und auch der Facebook-Seite (www.facebook.com/2aidorg) kann direkt online gespendet werden (siehe Bild 9 und 10).

Bei den Unterstützern besonders beliebt sind die sogenannten MyAid-Aktionen. Hier kann jeder seine eigene, individuelle 2aid.org-Spendenaktion starten. Zu einem bestimmten Anlass oder einfach nur so, weil sie ihren Enthusiasmus und ihr Netzwerk nutzen möchten, um Anderen den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, rufen Menschen, hauptsächlich über das Netzt, ihre Familie, Freunde, Kollegen, Mitschüler oder Fremde zum Spenden auf.

Eine ganz besondere MyAid-Aktion und ein gutes Beispiel dafür, dass 2aid.org nicht nur junge, internetaffine Menschen anspricht, ist der aktuelle Spendenaufruf eines älteren Herrn, der sich zu seiner Goldenen Hochzeit anstatt Geschenke Spenden für 2aid.org wünscht (Bild 11).

2aid.org steht für eine neue, moderne Art der Kommunikation im Non-Profit-Bereich.

Die junge Organisation beweist: der strategisch ausgerichtete und effiziente Einsatz von sozialen Medien bietet Non-Profit-Organisationen großes Potential, transparent und auf direktem Wege mit Unterstützern und Spendern zu kommunizieren und den administrativen Aufwand dabei vergleichsweise gering zu halten.

2aid_online-spenden

Bild 9: Direktspenden über die 2aid.org-Spendenseite Bild (www.facebook.com/2aidorg)

 

 

 

 

 

 

 

 

2aid_Online-spenden-2

Bild 10: Facebook-Spendentab (www.facebook.com/2aidorg?sk=app_101 257703269124)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2aid_Günter-Wolf

Bild 11: Günters MyAid-Aktion zu seiner Goldenen Hochzeit (www.2aid.org/myaid)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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