Von Tobias Müller-Dechent, FoodLoop
Während die Bedeutung mobiler Technologien stetig wächst, erlangen digitale Informationen zunehmend Einfluss auf das Einkaufsverhalten und die Kaufentscheidungen der Verbraucher. Für viele Verbraucher ist diese neue Mobilität bereits Teil des Alltags. Sie nutzen das Gerät ihrer Wahl (Smartphone, Tablet, PC) und verschiedene Apps um bestimmte Aufgaben zu erledigen. Den meisten Unternehmen fällt es hingegen noch schwer, ihre Geschäftsprozesse mit Hilfe von mobilen Technologien zu verbessern. Dabei ermöglichen neue digitale Lösungen es den Unternehmen, komplexe Informationen verständlich darzustellen und zeitnah an den Verbraucher zu kommunizieren. Zusätzliche Produktinformationen und personalisierte Angebote können direkt auf das Smartphone der Verbraucher übermittelt werden.
Aufgrund der großen Anzahl an unterschiedlichen Gütesiegeln oder Labels fällt es dem Verbraucher heutzutage zunehmend schwer, den Überblick zu behalten und die vorliegenden Informationen zu bewerten. Der digitale Informationsaustausch und personalisierte Informationen kann den beteiligten Akteuren dabei helfen, sich in der Fülle der Informationen zu orientieren. Informationen bezogen auf Nachhaltigkeitsmerkmale eignen sich daher besonders zur Digitalisierung, da diese aufgrund ihrer Komplexität verständlich an den Verbraucher vermittelt werden sollten. Der Einsatz digitaler Lösungen kann so zur Vereinfachung der Informationsmenge und zur Produktdifferenzierung beitragen. Die Digitalisierung ermöglicht es, Informationen unterschiedlich detailliert darzustellen – vom Ampelsystem für den Verbraucher bis hin zur Aufschlüsselung konkreter Merkmale für Spezialisten.
Von Unternehmen oder anderen Akteuren bereitgestellte Software bzw. Apps können dem Verbraucher beim Einkauf Orientierung und Entscheidungshilfe bieten. Transparente Informationen erleichtern den Verbrauchern und Handelspartnern die Auswahl des richtigen Produkts, was wiederum Kosten reduziert und die Grundlage für die Rückverfolgbarkeit der Produkte bildet. All dies fördert effizientere Lieferketten und führt außerdem zu einer verbesserten Lebensmittelsicherheit. Eines der neuen Tools um erweiterte Informationen über das Produkt zu kommunizieren ist der GS1-DataBar, der es Einzelhändlern ermöglicht, jederzeit einen genauen Überblick über Lagerbestände zu haben und automatisiert Abschläge an der Kasse anzubieten. Voraussetzung für diese Vernetzung sind einheitliche Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Um die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation voll ausschöpfen zu können, sind also noch einige gemeinsame Herausforderungen bewältigen.
Digitales Rabattsystem gegen Lebensmittelverschwendung
Weltweit landen jährlich 1,3 Mrd. Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Auch im Supermarkt um die Ecke werden täglich Produkte mit kurzer Resthaltbarkeit weggeworfen. Das Einkaufsverhalten der Verbraucher und die „Frischepolitik“ der Supermärkte führt dazu, dass allein in Deutschland jedes Jahr über 550.000 Tonnen Lebensmittel einfach entsorgt werden. Das entspricht täglich zwei vollen Einkaufswagen pro Supermarktfiliale! Das Kölner Start-Up FoodLoop möchte dazu beitragen, diese Art der Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Von ihrer Idee profitieren Supermärkte, Konsumenten und die Umwelt.
Beim Einkaufen im Supermarkt fällt dem Studenten Christoph Müller-Dehcent auf, dass alle Lebensmittel in den Regalen und Kühltruhen noch mehrere Tage oder Wochen haltbar sind. Zufall? Wohl kaum. Christoph recherchiert und findet heraus, dass Supermärkte Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum in Kürze abläuft, systematisch aussortieren, um ihren Kunden eine möglichst frische Auswahl anbieten zu können. Durch diese Praxis landen jeden Tag Unmengen an Lebensmitteln im Müll – obwohl sie noch absolut in Ordnung sind. Diese Verschwendung und die schlechte Nutzung unserer Ressourcen haben schwerwiegende Folgen auf die Umwelt.
Christoph kann die erschreckenden Zahlen und Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung nicht vergessen. Zusammen mit Freunden und Kommilitonen fängt er an, ein System zu entwickeln mit dem Supermärkte das Wegwerfen von Lebensmitteln reduzieren können. Die Idee für FoodLoop ist geboren: Mit einer speziell entwickelten Software können Supermärkte Lebensmittel mit einer kurzen Resthaltbarkeit reduzieren und dieses Angebot an eine App weiterleiten. Nutzer der FoodLoop-App bekommen dann Informationen darüber, wo es in ihrer Nähe die reduzierten Lebensmittel zu kaufen gibt. So finden die Lebensmittel doch noch glückliche Käufer – und dadurch werden wichtige Ressourcen besser genutzt und die Umwelt geschont.
Die Idee von FoodLoop ist gut – doch funktioniert sie auch in der Praxis? Mit einem Pilotprojekt wollen die Gründer zeigen, dass ihr System einen echten Mehrwert bietet. In Zusammenarbeit mit einem Bio-Supermarkt in Bonn testen sie ihre App. Schon jetzt zeigt der Test, dass FoodLoop Supermärkten einen klaren ökologischen und wirtschaftlichen Mehrwert bringt.
FoodLoop ist auf Erfolgskurs, aber die Gründer feilen weiter an ihrem Konzept. Indem Nutzer der App die Möglichkeit haben, eine Wohltätigkeitsorganisation ihrer Wahl zu unterstützen, möchte FoodLoop einen Teil der Gewinne direkt an soziale Projekte spenden. Und da Lebensmittelverschwendung nicht nur in Deutschland ein Thema ist, ist das Team auch schon dabei, internationale Partner zu finden. Supermarktketten in Spanien und der Slowakei haben bereits Interesse bekundet und möchten dieses Jahr ein Pilotprojekt mit FoodLoop starten. Der globale Erfolg von FoodLoop hängt allerdings davon ab, dass große Einzelhandelsketten den neuen sogenannten GS1-DataBarcode auf ihren Produkten verwenden. Wenn diese neue Barcode-Systematik flächendeckend eingeführt wird, könnte das ehrgeizige Ziel des Start-Ups Realität werden: Bis 2020 sollen weltweit alle Supermärkte mit FoodLoop ausgestattet sein.
FoodLoop – Save It All! Gemeinsam die Umwelt & den Geldbeutel schonen
Die FoodLoop GmbH hat ihren Firmensitz in Köln und wurde im April 2014 von Christoph Müller-Dechent gegründet. Zurzeit besteht das Team aus drei festangestellten, vier freien Mitarbeitern und zwei Business Angels. Unterstützt wird das Projekt sowohl von der Europäischen Union als auch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Gründerawards. Die kostenlose App (iOS, Android und Web) soll nicht nur günstige Produkte, sondern auch Rezeptvorschläge und Ernährungstipps bieten und interagiert natürlich auch mit den sozialen Medien.
Weitere Informationen sowie Details zum Funktionsumfang und zum derzeitigen Entwicklungsstand unter foodloop.net
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