Infrastrukturen teilen
Immer häufiger ist von einer „Shareconomy“ die Rede (dt. Ökonomie des Teilens) – das Teilen scheint wieder an Popularität zu gewinnen, wie Maria an dieser Stelle bereits illustriert hat: „Das Stichwort lautet hierbei „Collaborative Consumption“ (dt. gemeinschaftlicher Konsum) und bezeichnet die kollektive Nutzung von Gebrauchs- und Alltagsgegenständen wie Autos, Kleidung und Werkzeug, die unter dem Motto ‚Nutzen statt Besitzen‘ über entsprechende Plattformen im Internet getauscht, geteilt, verliehen oder auch verschenkt werden können.“
Und was ist mit Medien und deren Infrastrukturen? Diese Frage drängt sich aus medienökologischer Perspektive auf. Völlig selbsverständlich erscheint für uns die gemeinschaftliche Nutzung von Verkehrs- bzw. Mobilitätsinfrastrukturen, etwa bei öffentlichen Personennahverkehr. Aber wie sieht es mit Modellen für die gemeinsame Nutzung der Telekommunikationsnetze aus?
Die Mitglieder der Initiative Freifunk richten seit etwa zehn Jahren offene W-Lan-Netze ein und verbinden diese miteinander. Aus einem kleinen Funknetzwerk ensteht so ein großes Freifunknetzwerk, kostenlos für die Mitglieder, sieht man von den Betriebskosten des eigenen Netzwerks einmal ab. Der Nutzerhaftung wird durch eine Umlenkung begegnet, die eine spezielle Software ermöglicht.
Kommerzielle Alternativen
Abseits des dessen gibt es nunmehr auch kommerzielle Alternativen: Die Telekom, deren Drosselungspläne gerade noch für viel Unmut gesorgt haben, macht hierfür eine spezielles Angebot – sicher eher Ergänzung, denn Ersatz. Mit Hilfe eines seit kurzem vertriebenen Routers lässt sich der Internetzugang von Telekom Kunden in einen persönlich genutzten und in einen öffentlich zur Verfügung gestellten Bereich teilen. Die Nutzung anderer W-Lan-Netze im Netzwerk gestaltet sich dann kostenlos, so dass man unterwegs nicht die oft teuren und meist weniger leistungsfähigen Internetzugänge über Mobilfunk nutzen muss. Der Bonner Riese kooperiert dafür in Deutschland mit Fon (weiß SPIEGEL ONLINE), zu den Investoren von Fon gehören unter anderem Google und Skype.
Und der Berliner Tagesspiegel berichtet: „Auch wird die von anderen genutzte Bandbreite nicht vom Datenvolumen des Kunden abgezogen, der sein Netz zur Verfügung stellt, versichert die Telekom. Im übrigen habe der Kunde bevorzugten Zugang, wenn die Bandbreite knapp werde und hafte nicht dafür, wenn andere Nutzer das Netz für illegale Machenschaften nutzen.“
Doch ist die Telekom nicht der erste Konzern, der sich am Aufbau eines bundesweiten, kommerziellen W-Lan-Netzes versucht. So bietet auch Kabel Deutschland, das aktuell von Vodafone übernommen zu werden droht, seit November 2012 öffentliche W-Lan-Zugänge an: „Inzwischen gibt es 55 Hotspots in Berlin und zehn in Potsdam, geplant sind zunächst 100 Hotspots“, so der Tagesspiegel weiter.
Effekte
Abzuwarten bleibt, ob das Teilen medialer Infrastrukturen einen Beitrag zur Ressourcenschonung erbringen kann oder ob diese nicht womöglich von anderen Entwicklungen wieder kompensiert bzw. zunichte gemacht werden („Rebound-Effekt“). Vorstellbar ist ja bspw., das eine bessere Infrastruktur – flächendeckendes WLAN ermöglicht schnelleren Datenverkehr für viele – den Datentransfer stimuliert, wodurch Einspareffekte aufgefangen würden. Und mit Blick auf die kommerziellen Alternativen: Geht es hier vielleicht nur um Ausweichmöglichkeiten für Spitzenbelastungen, um Infrastrukturen besser auszulasten, um letztlich ökonomische Effekte zu erzielen?
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