Aus der Vergangenheit lernen für die Zukunft in Ennepetal

Was riecht man, bevor man es sieht? Nein, nicht das Versailles des 17. Jahrhunderts! Einen Holzkohlemeiler! Jedes zweite Jahr baut Elke Zach-Heuer, von der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis, mit Hilfe vieler Kooperationspartner einen Holzkohlemeiler auf. An den Wochenenden findet ein Rahmenprogramm für Besucher statt. Und in der Woche (vom 20. Sep. bis zum 24. Sep. 2010) läuft das bereits von der UNESCO ausgezeichnete Umweltbildungsprogramm.

Zum Thema Meilerwirtschaft, traditionelle  Techniken u.a.m. können hier Grund- und Förderschüler durch Ehrenamtliche und Studierende betreute Lernstationen besuchen, die ihnen etwas über die soziale, ökologische und teils auch ökonomische Nachhaltigkeit vermitteln – handlungsorientiert, sinnlich, kooperativ und angelehnt an die lokalen  Traditionen. So umreißt Zach-Heuer ihren didaktischen Ansatz.

Die teilnehmenden Schüler erfahren nicht nur, wie Holzkohle hergestellt wird. Thorsten Buchholz erklärt: „Die Kinder lernen: Kohle kommt auch woher.“ Veranschaulicht wird der gesamte Prozess; etwa der Entzug von Flüssigkeit durch das Köhlern. Für die sinnlich-kulinarische Dimension sorgt die Zubereitung von Stockbrot und Würstchen – über dem Holzkohlefeuer gegart. Bewusst wird an  die alltägliche Lebenserfahrung der Kinder angeknüpft: Grillen kennt jeder(r). Schließlich gibt es noch einen Holzkohlepunkt auf die Stirn: den Köhlergruß.

Vermittelt wird aber noch mehr: Früher war Holzkohle wichtiger als heute, brennt ein Holzkohlefeuer doch heißer als ein Feuer aus Feuerholz. Nur mit Holzkohle konnte Eisen so stark erhitzt werden, dass es überhaupt zu schmieden war. Es wurde aber auch zur Herstellung von Glas benötigt. Bierbrauer und Schnapsbrenner brauchten Holzkohle oder auch die Menschen zu Hause: Glühende Holzkohle wurde in Bügeleisen gelegt.

Und weiter zur nächsten Station, wo Ehrengrad Krenzer, vom Krenzer Hammer e.V., das Schmieden erklärt – ein Handwerk, welches schon ihr Urgroßvater ausgeübt hat. Gespannt lauscht die (halbe) Klasse 3b der kath. Grundschule Ennepetal, lässt sich von Ehrengrad Krenzer einführen in die Welt von Wolfszange, Hammer, Amboß und Feldesse. Am Ende dürfen die Grundschüler selber „den Hammer schwingen“ – aber Vorsicht! Nur mit Schutzbrille!

Lehrerin Bärbel Kaul: „Kinder bekommen hier ein Verständnis für Berufe – früher und heute. Sie lernen Berufe kennen, die uns zu dem gemacht haben oder dahin gebracht haben, wo wir heute sind. Sie lernen die alten Techniken kennen, erfahren etwas über die Hege und Pflege der Natur – etwa am Beispiel des Försters oder Waldarbeiters. Und schließlich: Was muss ich respektieren? Wie spielt das in meinen Alltag rein?“

Andere Klassen vermessen und bestimmen Bäume, weben oder wenden Heu. An der Station „Kräuterkunde: Kräuter kennen lernen und verarbeiten“ wird Kräuterquark produziert. An der Station „So arbeiteten Kinder vor Hundert Jahren“ erfahren die jungen Teilnehmer, was Kinderarbeit (früher) bedeutet(e), wenn nach 30 Minuten nicht Schluss ist – Tage ohne Essen, ohne Freizeit.

Sie erleben ihre Heimat aber auch als schön und aufregend. Viel Wert wird dabei auf Bewegung, gesunde Ernährung und Müllvermeidung gelegt. Schüler der Sekundarstufe I gehen mit Karte und Kompass auf eine Wanderung in die Geschichte Ennepetals, immer wieder ein auch körperlich herausforderndes Abenteuer in engem Kontakt zur Umwelt Natur.

Mehr unter: www.biologische-station.de

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