BNE-UN-Dekade mit nationaler Konferenz beendet. Nachhaltige Wirkungen?
Gastbeitrag von Friedrich Hagedorn. Er war für das Grimme Institut Mitglied des Runden Tisches der UN-Dekade und einer der Sprecher der AG Medien.
„Dies ist heute der politischste Ort in Deutschland“. Mit diesem Statement eröffnete Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Nationale Konferenz zum Abschluss der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) und verwies damit auf die existenzielle Bedeutung der Thematik für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Sie konnte sich des Applauses von 450 Nachhaltigkeits- und Bildungsakteuren gewiss sein, die am 29. und 30. September ins ehemalige Bundestagsgebäude nach Bonn gekommen waren, um 10 Jahre Bildungsengagement in Sachen Nachhaltigkeit zu bilanzieren und um in diversen Foren und Workshops Schlussfolgerungen und Perspektiven für die Zukunft zu diskutieren.
Allein die Zahlen dieses Engagements sind beeindruckend: Von 2005 bis 2014 wurden fast 2000 Projekte mit dem Unesco-Gütesiegel der Dekade ausgezeichnet; 21 Kommunen haben den Titel „Dekade-Kommune“ erhalten; 49 Offizielle Maßnahmen wurden für ihren Beitrag zur systematischen Verankerung von BNE prämiert; über 1000 Verbände und Partner waren an der Ausgestaltung der Dekade beteiligt.
Und doch, dies wurde auch von den Teilnehmern des Kongresses verschiedentlich hinterfragt, bleibt offen, welche Wirkungen eine Bildung für nachhaltige Entwicklung tatsächlich auf das konkrete Nachhaltigkeitsverhalten der Menschen und auf die Nachhaltigkeitsentwicklung in der Gesellschaft hatte und hat. Auch die Tatsache, dass sich eine BNE in den vorhandenen, zumeist sehr fachspezifisch und funktional ausgerichteten Bildungs- und Ausbildungsstrukturen nur unzureichend etablieren ließe, wurde bemängelt. Nicht zuletzt konnten wichtige Akteure nur unzureichend in die UN-Dekade einbezogen werden. Dies gilt insbesondere für Vertreter der Wirtschaft und die berufliche Aus- und Weiterbildung. Eine umfassende Evaluation der Dekade-Aktivitäten und ihrer Wirkungen hielten daher viele für wünschenswert.
Dazu müsste dann auch der Kommunikations- und Medienbezug gehören. So gab es zwar den Hinweis, dass sich eine nachhaltige Bildung auch den Herausforderung – und Möglichkeiten – einer digitalen Gesellschaft stellen müsse, doch war dieses Thema während der Dekade wenig präsent. Eine erst kürzlich eingerichtete AG Medien hat versucht, hier im letzten Jahr noch ein paar neue Akzente zu setzen, u.a. mit einer Fach-Veranstaltung in Berlin und einem Workshop auf dem Bonner Kongress. Dort wurden neue Zugänge und Möglichkeiten der Medienkommunikation und des medialen Storytellings präsentiert, die dann hoffentlich auch nach der Dekade im Kontext von BNE weiter entwickeln lassen.
In einer von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kongresses verabschiedeten „Bonner Erklärung 2014“ wurde versucht, mit einem Resümee der letzten 10 Jahre vor allem den Blick noch vorn zu richten – als „Aufruf zum Handeln“ für eine forcierte Nachhaltigkeitsbildung. Diese soll dann in den kommenden fünf Jahren von einem „Weltaktionsprogramm“ unterstützt werden, das international auf der „UNESCO World Conference on Education for Sustainable Development“ vom 10. – 12. November 2014 in Aichi-Nagoya, Japan, ausgerufen wurde. Ob dieses dann von einem vergleichbaren nationalen Aktionsprogramm wie bei der vergangenen UN-Dekade umgesetzt werden kann, blieb allerdings bis zum Schluss offen. Denn trotz aller grundsätzlicher Willenserklärungen gab es dazu keine konkreten Aussagen – vor allem nicht von der Bundesministerin für Bildung und Forschung, die dafür abermals auf nationaler Ebene entsprechende Mittel zur Verfügung stellen müsste.
Tags: Medien, Ökonomie, Storytelling