Zukunftskonferenz(en)? Heutige und folgende
Manchmal bedeutet fernsehen ja auch in die Ferne sehen; in die Zukunft. Und das will ich jetzt mal versuchen, anlässlich der 11. re:publica, die heute in Berlin beginnt: „Die Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft“ (Selbstbeschreibung). Sie wird mittlerweile ergänzt durch die Sub-Konferenzen re:campaign, die sich um die erfolgreichsten Kampagnen im Netz dreht, und die co:funding!, die sich mit der Refinanzierung von Umwelt- oder Kulturprojekten über das Netz auseinandersetzt. Was sich hier seit Jahren materialisiert, ist das digitale Deutschland, ist unsere Online-Zukunft.
Schön und gut denke ich: Mehr Partizipation, mehr Information, mehr Kollaboration und vielleicht sogar mehr Geld und mehr Bildung, alles über das Netz. Aber irgendwie will ich dem nicht trauen. Und ich meine jetzt nicht Schein-Partizipation, falsche und verdrehte Informationen im WWW, ausbeuterische Kollaboration und Abzocke im Netz. Ich meine: Unsere Online-Zukunft hat ihren Preis, nämlich wachsenden Energieverbrauch. Sind wir uns darüber immer im Klaren, wenn wir unsere Laptops und Smartphones einschalten, unseren Spielkonsolen einstöpseln und bald womöglich smarte Textilien tragen? Sind wir uns darüber immer im Klaren, das es kein Naturrecht auf immer mehr Energie gibt?
Die AG „Digitale Jugendbildung“ erklärte in ihrem Positionspapier anlässlich des Kongresses „Keine Bildung ohne Medien“ der Ende März auch in Berlin stattgefunden hat völlig zu Recht: „Unter dem Stichwort ‚Green IT‘ versteht man Bestrebungen, die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie über deren gesamten Lebenszyklus hinweg umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten. Dies beginnt beim Design der Systeme, führt über die Produktion der Komponenten, deren Verwendung bis hin zur Entsorgung bzw. dem Recycling der Geräte. So verbraucht etwa eine einfache Such-Anfrage bei Google genauso viel Strom wie eine Energiesparlampe benötigt, um eine Stunde lang zu leuchten. Hier muss digitale Jugendbildung ansetzen, das Bewusstsein für einen nachhaltigen Einsatz von Technik und ressourcenschonenden Umgang bei jungen Menschen zu stärken und hierfür adäquate Modelle einer Didaktik zu entwickeln.“ Klingt erstmal gut!
Und dann? Im Ergebnispapier ist dieser Aspekt getilgt: „Bei der Medienkompetenz geht es um Orientierung und die aktive und kreative Gestaltung des eigenen Lebens sowie um die Fähigkeit, selbst- und verantwortungsbewusst in einer mediatisierten Welt zu agieren und dabei Werte auszuhandeln.“ Bildung für nachhaltige Entwicklung gehört nicht (mehr) dazu. Wurde wohl vergessen.
Da sind andere weiter: Auf eben jener 11. re:publica heißen Sessions „Wie Schwärme Marken, Märkte und Machtgefüge verändern – Das Web (2.0) und die Zukunft der Energie“ (Speaker: Christian Friege, am 13.04.2011 – 12:00 Uhr) oder auch „Klimablogs“ (Speaker: David Roberts, Lili Fuhr, Felix Werdermann, Martin Kaiser, am 14.04.2011 – 11:00 Uhr). Ist Web 2.0 Problem und Lösung zugleich?
Und: Zieht die digitale Jugendbildung nach? Bin schon auf die 12. re:publica gespannt, nachhaltig.