Themenabend „Wasser“ auf ARTE
Gestern habe ich mal wieder etwas Fernsehen geguckt und bin beim Themenabend Wasser auf ARTE gelandet, der anlässlich des Weltwassertages ausgestrahlt wurde; „um auf die Gefahren der Kommerzialisierung von Wasser aufmerksam zu machen“, heißt es im Ankündigungstext. Kurz: Bei mir ist es gelungen. Japan ist für mich in den Hintergrund getreten – kurzzeitig zumindest.
„Water makes money“ (Deutschland, 2010, 75mn, ZDF, Regie: Leslie Franke, Herdolor Lorenz, ausgestrahlt um 20.15 Uhr) zeichnet nach, wie immer mehr Städte und Gemeinden in Frankreich und Deutschland ihre Wasserversorgung in private Hände geben. Auf einen kurzfristigen Geldsegen für die Kommunen, folgt dabei eine langfristige Verteuerung des Trinkwassers für die Bewohner und eine Menge Ernüchterung. Dieser Trend korrespondiert mit der Vorliebe der Franzosen für die Wasserchlorierung, die nicht unbedingt als Geschmackseinbuße wahrgenommen wird, sondern eher Sauberkeit und Reinheit codiert – in Frankreich, das sich immer noch als kulinarischer Überflieger betrachtet. Diese Vorliebe hat aus Sicht der kommerziellen Wasserversorger den Vorteil, dass Schäden am Wassernetz und damit einhergehende Verunreinigungen nicht so häufig behoben werden müssen, weil die Chlorierung Qualitätseinbußen ausgleicht, wodurch die Rohrnetze weniger gewartet werden müssen. Und der steigende Wasserbrauch dank leckender Rohre? Bezahlt der Kunde durch den Wasserverbrauch. Für den Rest kommt die Umwelt auf.
Interessanterweise scheint dieser Trend in Frankreich langsam zu kippen, zumal seine Konsequenzen von der französischen Öffentlichkeit stärker wahrgenommen werden und sich hier Empörung breit macht. In Deutschland setzt er sich hingegen immer weiter fort: Braunschweig privatisiert, während sich die Metropole Paris anschickt, seine Wasserwirtschaft zu rekommunalisieren, also wieder in die öffentliche Hand zu geben. Und wo läuft es besser? In München! Hier pilgern die französischen Kommunalpolitiker hin, um sich weiter zu bilden. Deutschland entpuppt sich als Land der Paradoxien.
Der Tehmenabend beleuchtet zudem ein weiteres Problem und zwar den wachsenden internationalen Handel mit in Flaschen abgefülltem Wasser, der sich zu einer echten Umweltsünde entwickelt. „Flaschenwahn statt Wasserhahn“ (Grossbritannien, 2010, 27mn, ZDF, Regie: Sandie Smith, ausgestrahlt um 21.30 Uhr) zeichnet nach, wie schon jetzt mit exotischen Mineralwässern Milliarden verdient werden und wohl zukünftig noch mehr verdient werden wird – mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Dazu gehören jährlich mehrere Hunderttausend Tonnen Kohlendioxid-Emissionen durch den Wassertransport und ein enormer Rohölverbrauch, um all die Plastikflaschen zu produzieren, in die das Waser abgefüllt wird. Das nächste Mal werde ich zweimal nachdenken, wenn ich mir ein exotisches Wasser bestelle.
Mehr zum Themenabend “ Wasser“ auf ARTE (vom 22. März 2011) findet sich hier.
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