„Die Verbreitung von Repair-Cafés in Deutschland ist rasant!“ Axel Ganz vom Düsseldorfer Garage Lab e.V. im Gespräch über den Gedanken des gemeinsamen Reparierens

Seit 2012 lädt der GarageLab e.V. aus Düsseldorf zum Repair-Café ein. Dort treffen Gegenstände mit Defekten auf Menschen mit handwerklichen Talenten, die deren Besitzern helfen Plattenspieler, Bügeleisen oder Toaster wieder fit zu machen. Wie das gemeinsame Reparieren dort genau aussieht und was sich im Garage Lab im letzten Jahr getan hat, erzählt Axel Ganz im Gespräch mit NRW denkt nach(haltig).

Axel Ganz, GarageLab e.V. (c) Mario Sixtus

Axel Ganz, GarageLab e.V.
(c) Mario Sixtus


Vor einem Jahr wurde der GarageLab e.V. für das Düsseldorfer Repair-Café beim Wettbewerb von NRW denkt nachhaltig ausgezeichnet. Was hat sich seitdem in Ihrem Projekt getan?
Erst einmal konnten wir mit Hilfe der 1.500 Euros Preisgeld einen neuen 3D-Drucker finanzieren. Dieser ermöglicht es uns unter anderem auch Ersatzteile, die es nicht mehr gibt, selbst zu drucken. Das passt nicht nur zum Schonen von Ressourcen durch Reparieren sondern auch zum Gedanken der Sharing-Ökonomie. Denn wenn wir im Verein einen 3D-Drucker zu Teilen haben, muss sich nicht jedes Mitglied einen eigenen kaufen.

Im GarageLab können Tüftler und Kreative einerseits mit neuen Technologien wie den 3D-Druckern an neuen Produkten und Ideen arbeiten, andererseits wird bei den Repair-Cafés dafür gesorgt, dass man so schnell keine neuen Gegenstände braucht. Wie passt das zusammen?
Das passt sehr gut zusammen. Das GarageLab verstehen wir als moderne Werkstatt und das sehr universalistisch. Von außen liegt der Fokus oft auf neuen Technologien wie Robotik, aber wir verstehen uns als Werkstatt in jeder Richtung. So haben wir z.B. auch eine Holzwerkstatt und reparieren eben auch. Generell ist für uns die Weiterbenutzung von Geräten ein wichtiges Thema. Der verbindende Gedanke ist das gemeinsame Arbeiten, egal mit welcher Technologie, egal ob an einem Roboter geschraubt oder ein kaputter Gegenstand repariert wird. Die Klammer ist das Teilen von Wissen.

Am 29. November findet anlässlich der Europäischen Woche zur Abfallvermeidung das 11. Düsseldorfer Repair-Café  im GarageLab statt. Was passiert, wenn ich mit meinem kaputten Drucker vorbei komme?
An unseren Repair-Café-Nachmittagen kann man ohne Voranmeldung vorbei kommen. Man bringt das Gerät mit, bei dem man Hilfe braucht und füllt beim Empfang einen Laufzettel zu den Defekten und möglichen Ursachen aus. Das ist auch für die statistische Auswertung wichtig. Wenn wir z.B. sehen, dass besonders viele Haushaltsgeräte repariert werden müssen, können wir uns hinterher Gedanken machen, für welche Fälle wir noch mehr Werkzeug brauchen. Da wir meistens deutlich mehr Gäste als Helfer haben, gehört auch Warten dazu, aber dafür gibt es zum Überbrücken Kaffee und Kuchen. Damit wollen wir natürlich auch eine angenehme Atmosphäre schaffen, so dass man zu unseren Veranstaltungen gerne wieder kommt.

Welche Dinge tauchen am häufigsten im Repair-Café auf und wie vermitteln die Freiwilligen die grundlegenden Fähigkeiten, die es braucht, diese auch selbst reparieren zu können?
Die meisten Geräte kommen aus dem Haushalt wie Kaffeemaschinen, Bügeleisen oder Toaster. Der andere Schwerpunkt ist Unterhaltungselektronik wie Plattenspieler und DVD-Player. Immer mehr nachgefragt werden auch Reparaturen von Rechnern, Mobiltelefonen und Smartphones. Das ist schwieriger, weil es schwer ist an Ersatzteile zu kommen, da es sie entweder nicht gibt oder diese sehr teuer sind. Aber es gibt Möglichkeiten zumindest bestimmte Arten von Schäden zu beheben. Bei einem Wasserschaden beim Smartphone lässt sich schon was machen. Grundgedanke dabei ist immer: Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben. Wir zeigen z.B. wie man ein Gerät überhaupt öffnet und welche Werkzeuge man dazu braucht. Außerdem erklären wir, wie man lötet, um z.B. einen Wackelkontakt zu beheben.

Vor wenigen Wochen fand ein deutschlandweites Treffen von Vertretern vieler Repair-Cafés statt. Um welche Themen und Fragen ging es und wie wird sich die Bewegung in Deutschland weiter entwickeln?
Dieses Treffen im Oktober in München war eine sehr wichtige Veranstaltung. Allgemein kann man sagen, dass die Verbreitung von Repair-Cafés rasant ist. Mittlerweile gibt es 130 Repair-Cafés in Deutschland. Beim Vernetzungstreffen waren Vertreter von 100 Initiativen dabei. Generell gibt es drei Entwicklungen, die man herausstellen kann. Einerseits wird es bald eine Online-Plattform für die Kommunikation und Vernetzung von Repair-Cafés in Deutschland geben. Dort werden Standardfragen zum Aufbau einer eigenen Initiative beantwortet, wie z.B. rechtliche und versicherungstechnische Fragen. Außerdem sollen Gäste, die Reparaturhilfe suchen, auf dieser Plattform noch einfacher die aktuellen Termine in ihrer Umgebung finden können.

Schließlich haben wir dort gemeinsam auch eine Resolution der Repair-Initiativen in Deutschland, eine Art Manifest, entwickelt. Wir haben uns grundsätzlich Gedanken gemacht, was der Erfolg der Repair-Cafés bedeutet. Das heißt, wir haben uns gefragt: Was bedeutet es, wenn es so vielen Leuten auf die Nerven geht, dass Geräte ständig kaputt gehen und Hersteller keine Hilfe anbieten, weil sie auf den „geplanten Verschleiß“ setzen? Was bedeuten diese Entwicklungen für unsere Wirtschaft, unser Konsumverhalten und die Frage der Nachhaltigkeit? Mit der Resolution wollen wir eine Außenwirkung erzielen und die Diskussion darüber anregen, wie man in Zukunft mit diesen Fragen umgehen kann.

Wie wird es beim GarageLab e.V. in Zukunft zum Thema Nachhaltigkeit weiter gehen? Gibt es noch mehr Ideen als das Repair-Café?
Das Repair-Café ist sicherlich unsere erfolgreichste Veranstaltung. Vielleicht werden wir es in Zukunft auch öfter als alle zwei Monate anbieten. Natürlich gibt es darüber hinaus auch noch anderes Vereinsgeschehen. Im Moment entsteht bei uns z.B. das Projekt „Airfling“ . Es wird eine mobile Windkraftanlage gebaut und zwar auch mit Hilfe eines 3D-Druckers. Man muss sich das so vorstellen: Die Anlage ist etwa 1,00 m hoch und wird in der Lage sein kleine elektronische Geräte wie Smartphones mit Strom zu versorgen. Im Anschluss wird das Projekt online als Tutorial bereitgestellt, so dass sich jeder selbst mit einem 3D Drucker eine solche Anlage bauen kann.

Tags: , ,

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.