Zu Gast auf dem „Schwimmenden Klassenzimmer“

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Ankunft der MS Burgund.

31.03.2009, Anlegestelle am Bundeshaus, Bonn

Das letzte Highlight am Abend des ersten Tages bei der Weltkonferenz “Bildung für nachhaltige Entwicklung” war der Besuch auf dem „Schwimmenden Klassenzimmer“ aus Rheinland-Pfalz, dem Meß- und Untersuchungsschiff „MS Burgund„. Das Schiff ist im normalen Betrieb auf Rhein, Mosel und Saar im Eisatz und führt hier regelmäßig physikalische und chemishe Untersuchungen des Wassers und des Flußbetts durch. Hierfür ist die MS Burgund mit einem Greifarm ausgestattet, durch den Gesteinsproben entnommen werden können und einem Labor an Bord versehen, durch das die gewonnenen Proben dirket vor Ort analysieren werden können. An einigen Wochen im Jahr steht das Schiff für Schulklassen offen, die dann an Bord kommen dürfen und hier den täglichen Arbeitsablauf des Schiffspersonals und des Kapitäns erklärt bekommen. Im Rahmen der Weltkonferenz ankert das Schiff derzeit in Bonn und stellt sich der breiten Öffentlichkeit vor. Ich habe die Crew der MS Burgund besucht und nach ihrem Konzept befragt.

Das Schiffslabor auf der MS Burgund.

Das Schiffslabor auf der MS Burgund.

Bei einem Schulklassenbesuch auf der MS Burgund wird das Schiff der Gewässerüberwachung Rheinland- Pfalz zu einem „Schwimmenden Klassenzimmer“: Die Schüler(innen) werden dann in kleine Gruppen aufgeteilt und an den unterschiedlichen Arbeitspositionen auf dem Schiff zu kleinen „Expert(inn)en“ ausgebildet. Insgesamt stehen vier Arbeits- bzw. Lernstationen zur Verfügung:

  1. Die Schiffbrücke, an den die Schüler(innen) zu „Schiffsführer(innen)“ ausgebildet werden. Aufgaben die hier geübt werden sind: Das Ablesen und Bedienen der Instrumente im Einmann-Fahrstand, Skizzieren des Radarbildes, die Ermittlung der Fahrtrichtung und der Fahrtgeschwindigkeit, Informationen zum Schiff und zur Wasserver- und entsorgung an Bord.
  2. Die Lernstation „Flussforscher(in)“, an der Gesteinsproben mit dem Schiffsbagger geborgen und anschließend nach Tierchen untersucht werden können.  Die Schüler(innen) lernen hier den verantwortungsvollen Umgang mit Lebewesen, die sie in ihrem Alltag nicht zu Gesicht bekommen würden, wie zum Beispiel Zeigertieren und üben den technischen Umgang mit Becherlupen sowie Tiersteckbriefen.
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    Die MS Burgund bei der Anfahrt zur Anlegestelle hinter dem Bundeshaus in Bonn

  3. Die Lernstation „Rheinentdecker“, an dem die Schüler(innen) den Weg des Schiffs auf einer nautischen Karte nachvollziehen und so navigieren lernen. Zu den Aufgaben an dieser Lernstation gehört die Orientierung auf dem Rhein, Beobachtung der Ufer sowie des Schiffsverkehrs, das Messen der Rheinbreite mittels Laserentfernungsmessgerät und die Ergänzung einer Rheinabschnittskarte.
  4. Die Lernstation im Labor, an der zur Laborassistent(in) ausgebildet wird, um die Wasserqualität zu kontrollieren. Hier erstrecken sich die Aufgaben über das Erlernen von Sicherheitsregeln im Labor, es werden Experimente zur Salzkonzentration und der elektrischen Leitfähigkeit des Wassers durchgeführt, sowie Probleme der Wasserqualität im Gespräch mit den Schüle(innen) erklärt.
Im Labor der MS Burgund.

Im Labor der MS Burgund.

  • Hören Sie zu den einzelnen Lernstationen und dem Konzept des Projekts „Schwimmendes Klassenzimmer“ das Interview mit Frau
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    Eva-Maria Finsterbusch, das ich auf der MS Burgund mit ihr führen durfte.

Nachdem die „Expert(innen)“ ausgebildet wurden, kommen die Schüler(innen) dann in gemischten Gruppen zusammen, tauschen hier ihr neues Wissen untereinander aus und bilden dadurch ihre Mitschüler(innen) weiter. Die „Wasser-Lern-Exkursionen“ der MS Burgund bauen auf einem didaktischen Konzept auf, das die sogenannte  Jigsaw-Methode (PDF) zur praktischen Anwendung bringt. Diese Methode hat zum Ziel, dass Teilnehmer(innen) einer Lerneinheit sich Expertenwissen aneignen und dieses Wissen dann in einem gemeinsamen Prozess an weitere Teilnehmer(innen) weiter geben. Das Lern-Konzept der MS-Burgund, das an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PHH) entwickelt wurde, trägt dadurch zum vernetzen Lernen bei und erzielt so nachhaltige Handlungsveränderungen bei den Teilnehmer(innen). Erreicht werden soll ein Bildungsverständnis, „bei dem die Einsicht im Vordergrund steht, dass soziale Verantwortung, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und ökologische Verantwortung untrennbar zusammen gehören“, so die Kurzdarstellung der Fakultät für Natur- und Gesellschaftswissenschaften an der  PHH (10. Forschhungsbericht der Pädagogischen Hochschule Heidelberg 2005-2006, S. 241 PDF). Den Lehrer(innen) der Gastschulklassen wird darüber hinaus eine CD-Rom zur Verfügung gestellt, über die sie sich auf den Besuch im „Schwimmenden Klassenzimmer“ vorbereiten können.

(v.l.n.r. Frau Finsterbusch, Herr Reißig (Kapitän), Pressesprecherin

Ein Teil der Crew (v.l.n.r.): Frau Finsterbusch, Herr Reißig (Kapitän), Pressesprecherin MS Burgund.

Vom „Schwimmenden Klassenzimmer“ an Bord der MS Burgund berichtete für Sie Azad Tarhan.

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