Ein kritisches Resumée: Vier Monate nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko

Deepwater Horizon in Brand (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Deepwater_Horizon)

Deepwater Horizon in Brand (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Deepwater_Horizon)

Knapp vier Monate ist es jetzt her, als die „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko versank. Als im April die Ölplattform im Meer versank, begann eine der größten, von Menschen verursachten Katastrophen: Unzählige Liter Rohöl sind seitdem ins Meer geflossen. Nach 15 Wochen wurde das Leck gestopft. Jetzt wird die Natur sich schon erholen, oder?
Hat die Katastrophe tatsächlich eine Energiewende herbei geführt oder bleibt alles beim Alten?

Chronologie der Ölkatastrophe

22.04.2010 – Die Ölplattform Explodiert

An diesem Tag explodiert und sinkt die “Deepwater Horizon”. Bei dieser Katastrophe verlieren 15 Menschen ihr Leben, etliche werden verletzt. Außerdem läuft aus dem Bohrloch Öl aus – direkt ins Meer. Rund 1500 Meter, am Meeresgrund, hat die einzige Sicherheitsvorkehrung nicht gehalten. Die Folge: Sie brach ab und 800.000 Liter Öl flossen täglich ins Meer. Bis zur Schließung sollten noch Wochen vergehen…

Aber schon damals war klar: Die Natur wird Schaden nehmen.

Die Bedingungen verschlechterten sich: Wind und Wetter trieben den Ölteppich voran, Richtung Küste und somit zu den geschützten Gebieten.

Neben den Versuchen das Bohrloch zu verschließen, wurde auch unaufhaltsam Chemikalien ins Meer geschüttet und unter Wasser verbreitet. Es soll das Öl reduzieren aber es kam wie erwartet anders. Es löste das Öl nur auf, somit nahmen es Algen, Fische oder sonstige Lebewesen noch leichter auf.

Was geschah mit der Unterwasserwelt? Hier herrschte eine einfache Tatsache. Was man nicht sieht, kann man nicht kommentieren…

Anfang Mai 2010 – Der Ölteppich bahnte seinen Weg

Die Chandeleur Inseln vor der Küste Louisianas sind erreicht. Das Öl ist dort angekommen und bedroht schätzungsweise 34.000 Seevögel in ihrer Brutzeit. Der Ölteppich bahnte seinen Weg zur ersten Insel. 400-600 Arten sind in naher Zukunft betroffen, wenn das Öl die Küste erreicht und das wird es.

Außerdem werden das empfindliche Ökosystem der Mangrovenwälder, die See- und Wattvögel oder die Meeresschildkröten in naher Zukunft betroffen sein oder sind es schon teilweise.

Diese Orte geben uns einen Einblick in die Komplexität des Überlebens für die jeweiligen Tiere und Pflanzen. Denn jede Pflanze und jedes Tier nimmt einen Platz in der Nahrungskette ein. Und jede Pflanze und jedes Tier sind betroffen.

Seekühe z.B. ernähren sich von Pflanzen. Dieses Nahrungsangebot wird so nicht mehr vorhanden sein oder wenn dann nur noch ganz selten.

Mitte Mai 2010 – Es fließt weiter

Die Katastrophe lässt sich also vorerst nicht eindämmen.

Der Strohhalm, an den sich geklammert wird, bricht. Die rettende Stahlkuppel hält nicht stand. Außerdem scheinen die Ideen auszugehen und das Öl fließt weiter. Mittlerweile werden Teile des Ölteppichs verbrannt oder mit der gefährlichen Chemikalie Corexit besprüht.

Die Katastrophe lässt sich also vorerst nicht eindämmen. Nur noch über die Größe des Ganzen wird diskutiert.

Mitte Juni 2010 – Widriges Winden

Die Katastrophe hat mittlerweile so schlimme Züge angenommen, das BP es sogar als sein Recht sieht, Journalisten den Zugang zu den verpesteten Stränden zu gewähren und die Regierung sieht tatenlos zu. Zensur und gefälschte Bilder prägen das Bild dieser Katastrophe. Bilder werden bearbeitet und herunter gespielt. Ebenso das Recht auf Meinungsfreiheit.

BP bittet im amerikanischen Fernsehen um Vergebung und glänzt mit einer schnellen und sicheren Lösung.

Ende Juni 2010 – Die Suche nach Schuldigen

Amerika ist wie jedes andere Land dieser Erde abhängig. Abhängig vom Öl. Das war auch schon vor Jahrzehnten bekannt. Dennoch kam nie die Wende. Warum auch? Mit dem Lebenstyl lebte es sich doch ganz angenehm. Wären da nicht diese blöden Ereignisse im Laufe der Jahre. Aber anstatt jetzt über die endgültige Wende zu diskutieren, werden lediglich Schuldige gesucht.

15.07.2010 – Eine nur scheinbare Rettung

Die Lösung scheint nahe. BP versuchte mit hängen und würgen einen Abdichtungszylinder zu installieren und somit das Leck zu verschließen und die Firma TMT saugt verseuchtes Wasser auf und reinigt es. Das Ende der Katastrophe scheint in Sicht. Aber lediglich das Ende einer Katastrophe. Die zweite hat schon längst begonnen und wird Jahrzehnte andauern.

02.08.2010 – Abtreten und ruhen lassen

BP-Chef Hayward tritt zum ersten Oktober 2010 ab. Gratulation. Er hinterlässt ein Unternehmen, welches für die größte von Menschenhand verursachten Umweltkatastrophe zuständig ist und kassiert noch Millionen. So lässt es sich leben.

Und jetzt?

Das Leck wurde gestopft. Die Medien interessieren sich nicht mehr sonderlich für das was jetzt kommt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das anfängliche geschockt sein weicht und die Forderungen nach Reformen, Gesetzesänderungen und Energiewende verstummen.

Das Leck wurde gestopft, die Aufräumarbeiten beginnen und die Natur wird sich schon erholen, oder?

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