Strampeln für die Nachhaltigkeit
31.03.2009, Finkens-Garten, Köln
Wie versprochen an dieser Stelle nun die Fortführung meines Berichts vom Besuch des Finkens Garten.
Nachdem ich den Weltgarten hinter mir gelassen hatte, ging es zusammen mit Frau Lay zurück in Richtung des Ausstellungsraums. Auf dem Weg dorthin kamen wir an dem sogenannten „Nasengarten“ vorbei, wo wir natürlich einen kurzen Zwischenstopp einlegten. „Hier ist übrigens unser ‚Nasengarten‘. wir haben hier Pflanzen und besonders wohlriechende Kräuter aber auch wirklich nach Ziegenstall stinkende Gewächse, an denen die Kinder riechen können. Das hier zum Beispiel ist unsere ‚Kaugummiepflanze‘,“ informierte mich
Frau Lay und deutete auf ein kleines unscheinbares grünes Gewächs, mit langen dünnen Blättern. „Reiben Sie mal ein Blatt leicht zwischen Ihren Fingern und riechen dann daran.“ Gesagt, getan! Kaum hatte ich die Blätter in der Hand, stieg mir auch schon ein intensiver Duft nach Spermint-Kaugummi in die Nase. Die Pflanzen im Nasengarten wurden ganz bewusst in Kopfhöhe der Kinder angebracht, sodass sie bequem dierekt an den Blätten riechen können und so auch Rollstuhlfaherer(innen) keine Probleme haben an die Pflanzen zu kommen.
Vom ‚Nasengarten‘ ging es weiter in den Ausstellungsraum, in dem auch noch einmal Fotos von Kindern zu sehen waren, die die Düfte im Nasengarten erkundeten. So etwa ein Foto von der Hennes-Pflanze, die ihren Namen von der Nachbar-Ziege „Hennes“ bekam: „Diese Pflanze riecht wirklich sehr nach Ziege! Die Stadtkinder, die zu uns kommen, haben oft noch nie in ihrem Leben eine Ziege live gesehen oder gar gerochen. Wir haben ihnen hier die Möglichkeit gegeben, die Ziege eines befreundeten Nachbar-Bauerns mit dem Namen ‚Hennes‘ zu erleben und im Anschluss daran diese Pflanze zu erriechen. Der Effekt war für die Kinder verblüffend: eine Pflanze, die nach Ziege riecht? Tatsächlich! Da wurde die Pflanze von den Kindern einfach kurzer Hand auch Hennes genannt und seit dem läuft sie im Finkens Garten nur noch unter diesem Namen,“ so Rebecca Lay.
Hören Sie Rebecca Lay im Interview über den Finkens Garten.
Angekommen in der Ausstellung, fiel es schwer sich zu entscheiden, an welchen Projektstand ich mich zuerst begeben sollte. Anwesend waren u.a. das Projekt „Grüner Aal“ aus Aalen, das eine Art Umweltmanagementsystem für Schulen entwickelt hat, die Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg e.V., die bereits Kindergartenkindern durch ihre Arbeit an naturwissenschaftliche und ökologische Fragestellungen heranführen möchte und Erzieher(innen) fortbildet, sowie das Gymnasium Römerkastell mit der AG Natur aus Alzey, die durch eine aufwändige Installation, den Energieberauch von Glühbirnen am eigenen Leib erfahrbar machte.
Nachdem ich an jedem Projektstand reichlich Informationen über die interessanten Arbeiten bekommen hatte, geriet ich schließlich in die Fänge eben jener AG Natur des Gymnasiums Römerkastell und wurde sofort verpflichtet, mich als Versuchsobjekt bereit zuerklären. Und wie ich ja bereits vorher schrieb: „Was macht das NRW denkt nach(haltig) Team nicht alles für einen guten nachhaltigen Beitrag?!“… Richtig… Alles!
Aufgebaut war ein herkömmliches Fitnessrad, wie sie zu tausenden zu Hause unbenutzt in einer Ecke des Zimmers oder gar im Keller stehen. Hier jedoch war das Rad an diverse Gerätschaften verkabelt: Per Muskelkraft sollte ich dreierlei Arten Glühbirnen mit Strom versorgen und so zum Glühen bringen.
– Energierspar-Glühbirnen
– herkommliche Glühbirnen
– Halogen-Glühbirnen
Zusätzlich konnte ich die „Leistungskurve“ der erzeugten Energie an einem Laptop mitverfolgen. Los ging es bei noch leichtem Tritt mit der Energierspar-Glühbirne. Je schneller ich in die Pedale trat, desto heller leuchtete die Glühbirne. Soweit so gut, doch jetzt wurde die nächste Stufe eingleutet: Um die herkömmliche Glühbirne zum Leuchten zu bringen, brauchte es bereits wesentlich mehr Muskelkraft, da mehr Energie erzeugt werden musste und der Laufwiderstand des Rades entsprechend höher wurde. Um hier konstant ein relativ helles Leuchtergebnis zu erzielen, musste ich schon ordentlich in die Pedale treten. Doch für einen alten Mountainbiker – der zugegebener Maßen gerade nicht im Training ist – kein Problem. Da ich jedoch den klassischen Anfängerfehler machte, meine Jacke nicht auszuziehen, war mir jetzt schon recht warm. Nun Stufe drei: die Halogen-Glühbirne. Als die Schüler(innen) des Gymnasiums die – so glaubte ich – letzte Widerstandsstufe am Rad einstellten, um die
Halogen-Glühbirne zu betreiben, war der Unterschied zu den vorherigen Leuchtmitteln am deutlichsten zu spüren. An eine leichte Unterhaltung nebenher,
war nun nicht mehr zu denken – strampeln, strampeln, strampeln und das möglichst gleichmäßig in hoher Frequenz. Die Schüler(innen) hatten einen riesen Spaß, während ich auf dem Rad saß und das Ende des Laborversuchs herbeisehnte. Doch die AG Natur hatte noch einen Joker als besonderes Dreingabe für den Schluss in der Hinterhand: Aus dem Nichts tauchte auf einmal noch ein Wasserkocher auf! „So und nun noch das Wasser hier zum kochen bringen, dann sind wir durch“ grinste mich ein Abiturient des Gymnasiums an und stellte einen – glücklicherweise sehr kleinen – Elektrokocher vor mir auf den Tisch. Ich gab natürlich noch einmal Alles, war dann aber auch sichtlich erleichtert, als der Energie-Test beendet war, ich meine Energiereserven wieder mit etwas Schokolade auffüllen durfte und mich dann mit den Schüler(innen) der AG über das Projekt unterhalten konnte!
Hören Sie hier das Interview, das ich mit der Schüler(innen)gruppe direkt nach meinem „Einsatz“ am Energie-Rad geführt habe.
Mit besten Fitnessgrüßen
Azad Tarhan
Tags: Ökologie, Ökonomie, Speakers' Corner, UNESCO, Weltkonferenz