Dirty Data – Nachhaltigkeit und Medien
Nachhaltigkeit und Medien, das kann zweierlei bedeuten: Zum einen ist da die zunehmende Beliebtheit des Nachhaltigkeitsthemas, die sich vor allem in seiner gesteigerten Medienpräsenz ablesen lässt. Ob Fernsehen, Radio oder Internet – wer sich auf die Suche begibt, wird mittlerweile eine große Menge an Artikeln, Aktionen, Blogs und sonstige Hinweisen zur Nachhaltigkeit auftun können. In dieser Spiegelungsfunktion erschöpft sich die Rolle der Medien jedoch mittlerweile nicht mehr; zunehmend werden sie auch wichtig als Aktionswerkzeuge auf Seiten der Nachhaltigkeitsakteure und -macher. Eine klare Schlüsselfunktion nimmt dabei das Internet ein und allen voran Social Media-Angebote wie Facebook, Twitter und Co. Attraktiv ist hierbei vor allem die Kombination aus geringem finanziellen und personellen Aufwand und mitunter beträchtlicher Außenwirkung.
An eben diesem Zusammenhang arbeitet nun auch die Grimme-Akademie aus Marl, die in Verbindung mit dem Wuppertal Institute Collaborating Centre for Sustainable Consumption and Production (CSCP) ein Ausbildungsmodul für den Journalismus- und Medienbereich entwickelt hat, das sich dem Thema „Medienmacher und Nachhaltigkeit“ widmet. Bereits Ende März wurde das Modul in einem dreitägigen Workshop getestet, in dem neben der Medienanalyse auch die Entwicklung eigener Ideen auf dem Plan stand. Die Ergebnisse dieses Testlaufs sollen nun am 23. Mai präsentiert und diskutiert werden. Wer also am 23.05 zwischen 12:00 – 15:00 Uhr noch nichts vorhat, kann gerne vorbeischauen.
Nähere Informationen und alle Kontaktdaten finden sich hier.
Achtung: Die Veranstaltung wurde verschoben. Der neue Termin wird wahrscheinlich im September/Oktober 2011 liegen und rechzeitig bekannt gegeben.
Das Ineinander von Medien und Nachhaltigkeit endet jedoch nicht auf der Inhaltsebene. Vor einigen Wochen schon hat Lars darauf hingewiesen, dass es in der digitalen Gesellschaft nicht nur um abstrakte Inhalte, sondern auch um sehr konkrete Fragen geht – um die Frage nach Energie zum Beispiel. Woher kommt eigentlich der Strom, den wir zum Bloggen, Twittern und Posten brauchen und – viel wichtiger – wo soll er in Zukunft herkommen?
Mit eben dieser Frage hat sich auch eine neue Studie von Greenpeace beschäftigt, die ich euch hier kurz vorstellen möchte. Für „How Dirty Is Your Data?“ hat Greenpeace führende Cloud Computing -Unternehmen wie Amazon, Google, Facebook, Twitter und Yahoo unter die Lupe genommen. Neben der Transparenz im Hinblick auf energiepolitische Entscheidungen stand dabei vor allem der „energy footprint“ dieser Unternehmen im Fokus – die Spuren (und Schäden) also, die Google, Facebook und Co durch ihre Energiepolitik in der Umwelt hinterlassen.
Die Schwierigkeiten begannen für Greenpeace offenbar schon bei der Informationsbeschaffung – bis auf Akamai erhielten alle Unternehmen eine schlechte oder sogar sehr schlechte Bewertung in Bezug auf die Transparenz ihrer Energienutzung: „There is a lack of transparency across the industry about IT’s own greenhouse gas footprint and a need to open up the books on ist energy footprint.“ (S. 5)
Doch Greenpeace hat nicht aufgegeben und so einige – ziemlich ernüchternde – Informationen an den Tag gebracht. Denn eines wird im Blick auf den Bericht ziemlich schnell klar: Von Green IT ist das Cloud Computing noch meilenweit entfernt. Über die Hälfte der untersuchten Unternehmen speist ihren Energiebedarf größtenteils aus fossilen Energieträgern und trägt damit massiv zur Umweltverschmutzung bei. Mitunter ist auch Atomenergie im Spiel. Konzepte zur Verbesserung dieser katastrophalen Energiebilanz liegen von Google, IBM, Microsoft und Yahoo zwar vor, jedoch werden sie von Greenpeace als zaghaft und stark verbesserungswürdig bewertet. Unternehmen wie Facebook und Twitter hingegen scheinen sich bis dato so gut wie gar keine Gedanken zu ihrem ökologischen Fußabdruck gemacht zu haben, wenn man Greenpeace glauben darf.
Und dabei ist es höchste Zeit: Bereits jetzt gehen 1,5% – 2% des weltweiten Stromverbrauchs auf das Konto der hier beschriebenen Rechenzentren und die Tendenz ist steigend. Umso wichtigter also, dass so bald wie möglich der Umstieg auf saubere und regenerative Energien erfolgt.