Der nachhaltige Blick in den Kleiderschrank.
Globales Lernen beginnt manchmal zu Hause – beim Blick in den zunehmend „internationalen Kleider-
schrank“. Ethnologin Dr. Birgitta Huse lässt sich dabei „über die Schulter“ gucken, gibt den Neunt-
klässlern der Realschule Werl (Wahlpflichtfach Textiles Gestalten) am 24. Sep. 2008 Einblicke in die kulturellen Zeichensysteme der Mode, fragt nach dem Verbleib der Altkleider, erläutert Hintergründe und Zusammenhänge der Textilindustrie, zeigt globale und lokale Vernetzungen auf: Wissen Sie was ein Kanga oder ein Sarong ist oder haben einen Überblick, über die außereuropäischen Kleidungskulturen? Wissen Sie welche Botschaften Kleidung transportieren? Wissen Sie wieviel Kleidung Sie verbrauchen? Wie kommt es, dass Kleidung und Textilien „typisch Frau“ sind? Dr. Huse kann nicht alle diese Fragen erschöpfend beantworten, aber doch eine Ahnung davon vermitteln, dass Textilien ein komplexes Phänomen sind, in dem sich ganz unterschiedliche Zusammenhänge treffen.
Ein Beispiel: Die oftmals gespendeten Altkleider etwa sind Abfall und Wirtschaftsgut zugleich. 1999 waren sie für einen Umsatz von 170 Millionen Euro verantwortlich. Allein in der Bundesrepublik Deutschland wurden 600.000 t Gebrauchttextilien gesammelt, das sind mehr als eine Million Kleidungsstücke. Gut die Hälfte davon wurden ausgeführt, der überwiegende Teil davon gegen Geld – und nicht als Spende für Bedürftige. Dr. Huse empfiehlt daher genau hinzuschauen, wo die Kleiderspenden landen, die man guten Gewissens in den Sammelcontainer wirft. Schon mal an eine Sachspende an das Sozialkaufhaus in Ihrer Gemeinde gedacht?
Lehrerin Heidi Grote freut sich, dass den Schülerinnen und Schülern aus der Klasse 9 hier einmal theoretische Hinter-
gründe zum Umgang mit Textilien vermittelt werden und Dr. Huse kann so eine Ziel-
gruppe erreichen, die sie in der Volkshochschule (am Abend) eher nicht erreicht.
„Der internationale Kleider-
schrank“ wird auch als Multplikatorenfortbildung im Bereich entwicklungspolitische Bildungsarbeit / Globales Lernen des Deutschen Volkshochschul-
verbandes (DVV) angeboten. Bei der Beschäftigung mit dem „internationalen Kleiderschrank“ geht es nicht nur um den Erwerb von Kompetenzen im Hinblick auf Informationen und Beurteilung von Kleidung, kulturellen Zeichen-
systeme, Hintergründen und internationalen Vernetzungen. Der Erwerb interkultureller Kompetenz am Beispiel von Kleidung steht im Mittelpunkt.
Ein Interview mit Dr. Brigitta Huse finden Sie hier. (MP3-Datei, ca. 3,4 MB)
Dr. Birgitta Huse
mail: birgitta.huse@t-online.de
Tags: Sozial