Nominierungen zum Grimme Online Award 2011: Mehr Partizipation und interkultureller Diskurs

Die prominenteste Nominierung ließ sich vertreten: Die Macher(innen) von „GuttenPlag Wiki“ schickten ihren „Host“ vor, um weiterhin anonym zu bleiben. „GuttenPlag Wiki“ ist eine von 25 Nominierungen zum diesjährigen Grimme-Online-Award. In diesem Jahr konnten vor allem interaktive Angebote überzeugen, die „den passiven Nutzer zum aktiven Teilnehmer machen und so im Idealfall eine besondere Nähe zum Thema schaffen“, so das Resümee der Nominierungskommission.  Ursprünglich von zwei Leuten gestartet, sind mittlerweile rund 1000 Plagiatssucher(innen) bei „GuttenPlag Wiki“ angemeldet. Wirklich aktiv sind bzw. waren 40-50, von den etwa 30 den harten Kern bild(et)en. Die Konsequenzen ihres Tuns sind beinahe täglich der Tagespresse zu entnehmen.

Den interkulturellen Diskurs fördern drei nominierten Angebote von TV-Sender ARTE: Nominiert wurden „Prison Valley“, eine interaktive Online-Dokumentation über eine  Stadt im US-Bundesstaat Colorado, die von der Strafvollzugsindustrie lebt, das multimediale Angebot „Afrika – 50 Jahre Unabhängigkeit“ und die musikalische Reportagereise „Tonspur“. Autor Felix Zeltner berichtet darin eindrucksvoll über Menschen auf sechs Kontinenten und ihre Leidenschaft für die Musik. Hierbei profitieren die ARTE-Angebote insbesondere vom französischen Partner: Die Gelder der öffentlichen Hand sind hier mit dem Wunsch verknüpft, im Internet aktiv zu werden – einschließlich  hochwertigem Bildmaterial.

Neben den Angeboten von ARTE sind weitere Websites nominiert, die die Sicht deutschsprachiger Autor(inn)en auf andere Kulturen ausdrücken und so zum  Austausch zwischen den Kulturen beitragen: Unter ihnen das Blog „Reisedepesche“ des Fotografen, Webdesigners und Weltreisenden Johannes Klaus, das multimediale Projekt „Die WM – Ein Wintermärchen?“ des Fotografen und Grafikers Christian Frey und des Journalisten Kai Schächtele sowie das ebenfalls zur Fußball-WM in Südafrika entstandene Portal „This is South Africa“ von Journalistenschülern der Axel Springer Akademie. Nominiert ist auch das Blog „ein fremdwoerterbuch“ der Journalistin Kübra Gümüsay, die „eigenwillig und einfühlsam die gesellschaftlichen und kulturellen Facetten des multikulturellen Deutschlands beschreibt“, so die Nominierungskommission in ihrer Begründung.

Unter den Nominierungen sind außerdem herausragende Web-Angebote für politische oder gesellschaftliche Themen, welche neue Möglichkeiten der Visualisierung, aber auch der auditiven Gestaltung im Internet überzeugend demonstrieren: Das Internetradio „detektor.fm“ aus Leipzig berichtet über Politik, Wirtschaft, Kultur und Musik und kombiniert dabei Audiobeiträge, Texte und Social-Media-Anwendungen. „DRadio Wissen“, die Website zum Wissensprogramm des Deutschlandradios, geht über die klassische Programmbegleitung hinaus und bietet umfangreiche und nutzerfreundlich umgesetzte Hintergrundinformationen. Das Medienmagazin „Was mit Medien“ berichtet kontinuierlich und umfassend über die Geschehnisse im Medienbetrieb und hat sich zu einer festen Größe im Netz entwickelt.

Für das Projekt „Verräterisches Handy: Was Vorratsdaten über uns verraten“ stellte der Politiker Malte Spitz seine von einem Telefonanbieter gespeicherten Vorratsdaten ZEIT ONLINE zur Verfügung. Auf Basis der Daten entstand ein hervorragend umgesetztes interaktives Angebot, welches das abstrakte Thema Vorratsdatenspeicherung veranschaulicht – an Hand eines Bewegungsprofils des Grünen-Politikers. Dieser hat mittlerweile Nachahmer in den USA gefunden: Zwei Kongressabgeordnete haben offiziell „ihren“ Telekommuninationsanbieter angefragt, die von ihnen gespeicherten Daten offen zu legen. Wandelt sich hier ein Verhältnis zum Datenschutz?

Und wie geht es weiter? Die Preisträger werden am 22. Juni bei der Preisverleihung in der Kölner Vulkanhalle bekanntgegeben werden. Der Abend wird von Code One auch live ins Netz übertragen werden. Ab sofort können Internetnutzer auf der Website von TV SPIELFILM für den Publikumspreis abstimmen und an der Verlosung von zwei Lifestyle-Notebooks MSI FX600 teilnehmen. Die Abstimmung geht bis einschließlich 15. Juni 2011.

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