„Cool, du bist im Netz! Das schau ich mir an und zeig es bei anderen weiter.“ Marie Joram, Jugendbildungsreferentin der BUNDjugend NRW, gibt Tipps für die Kampagnenarbeit mit Jugendlichen im Social Web
Mit der „Neue Medien Offensive“ geht die BUNDjugend NRW neue Wege für die Arbeit mit Jugendlichen sowie für die Kommunikation ihrer Aktivitäten im Netz. In ihrem Beitrag „Jugendgruppen 2.0: Gründung und Betreuung von Jugendgruppen mit Hilfe Neuer Medien“ im Handbuch Medien und Nachhaltigkeit berichtet Marie Joram von den Hintergründen und den Erfahrungen mit der „Neue Medien Offensive“. Im Gespräch mit NRW denkt nach(haltig) erzählt die Jugendbildungsreferentin aus der Soester Landesgeschäftsstelle der BUNDjugend NRW von den Aktivitäten der „Neue Medien Gruppen“ und gibt Tipps für die erfolgreiche Kampagnenarbeit im Social Web.
Die Neue Medien Offensive reagiert darauf, dass soziale Netzwerke die beliebtesten Seiten und Kommunikationsmittel von Jugendlichen sind. Sie haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass Social-Media-Marketing bei Jugendlichen alleine nicht reicht, um sie für Engagement zu motivieren. Wie sieht für Sie die erfolgreiche Ansprache von Jugendlichen durch NGOs heute aus?
Wir haben festgestellt, dass es sehr viel bringt, wenn die erste Ansprache persönlich erfolgt und dann auf Online-Kanäle übergeht. Das kann zum Beispiel über einen Veranstaltungsflyer geschehen, den man in die Hand gedrückt bekommt. Auf dem ist dann ein QR-Code aufgedruckt, über den man mehr Informationen erreichen kann. So kann man zum Beispiel auf die Dokumentation vergangener Aktionen im Social Web verweisen. Jugendliche, die sich bereits mit uns vernetzt haben, können dann auf Facebook einfach ihre Freunde zu unseren Aktionen einladen und müssen nicht Flyer aufheben und verteilen.
Nach den ersten Workshops der Neue Medien Offensive gibt es nun einige aktive „Neue Medien Gruppen“ der BUNDjugend. Was passiert in diesen Gruppen und woran haben die Jugendlichen am meisten Spaß?
Das hängt sehr von den Jugendlichen selbst ab. Die Hagener Gruppe hat einen starken Videofokus und entwickelt sich da auch technisch sehr gut weiter. Gerade stürzen sie sich auf das Thema Kleidung und nachhaltiger Konsum. Diese Gruppe macht weniger Straßenarbeit und konzentriert sich eher darauf, eine Aktion zu machen, diese zu filmen und dann mit dem Material intensiver an dem filmischen Endergebnis zu arbeiten. Die Jungendgruppe in Soest wiederum macht lieber Aktionen und nutzt das Filmen als Unterstützung, um die Aktion weiter zu verbreiten. Zum Beispiel sind sie bei einer Urban-Gardening Aktion in Soest unterwegs. Über das Video informieren sie dann andere, die nicht bei der Aktion dabei waren, wie sie sich in dem Gardening-Projekt engagieren können. Woran dieser Unterschied in der Herangehensweise liegt, kann ich nicht genau sagen, aber ich vermute, dass es mit dem Alter zu tun hat. Die Hagener Gruppe ist etwas jünger und unerfahrener, während die Engagierten aus Soest Anfang 20 sind und bereits länger im Natur- und Umweltschutz engagiert sind.
In Ihrem Handbuch-Beitrag erklären Sie, worauf beim Videodreh zu achten ist. Haben Sie noch ein paar weitere Tipps, wie sich Berichte von Aktionen oder Kampagnenvideos effektiv gestalten lassen?
Es ist sehr hilfreich, sich gleich am Anfang für die passende Musik zum eigenen Filmprojekt zu entscheiden. Die Musik beeinflusst sehr stark die Stimmung, die durch das Video erzeugt wird. Je nach der Auswahl wird das Video erschütternd, berührend oder motivierend. Da wird es schwierig sein, im Nachhinein zu einem fertigen Film dann noch genau die passende Musik zu finden.
Bei Interviews ist es wichtig, Gesprächspartner auch visuell einzuführen und nicht einfach ihre Stimme über Bilder zu legen. Am Anfang sollte das Gesicht gezeigt werden, danach kann die Stimme auch aus dem Off kommen. Genauso sollten Orte und Ortssprünge eingeführt werden, indem man zum Beispiel erst einmal die Umgebung, dann das Haus und dann den Raum zeigt, in dem man ein Interview führt. So nimmt man den Zuschauer mit, indem man zeigt: „Wir sind hier in diesem Gebäude, in diesem Raum und sprechen mit dieser Person.“
Was auch immer schön ist, ist die Gruppe der aktiven Jugendlichen selbst zu zeigen. Ist das Video fertig, sehen die Freunde: „Cool, du bist im Netz! Das schau ich mir an und zeig es bei anderen weiter.“ So kann ein viraler Effekt entstehen und das Video wird im Freundeskreis weiter verbreitet.
Welche Strategien haben sich sonst noch zur Weiterverbreitung der Clips bewährt?
Wir haben zum Beispiel andere Aktive und den Vorstand der BUNDjugend gebeten, die Videos in ihren eigenen Freundeskreisen zu teilen, denn sie sind gut vernetzt. Außerdem haben wir andere Verbände, wie die BUNDjugenden anderer Länder, gebeten, die Videos ebenfalls zu verbreiten. Auch konnten wir sehr gut mit der lokalen Presse zusammen arbeiten. Soest ist ja eine kleine Stadt. Da ist es interessant, wenn es ein neues Projekt mit und für Jugendliche gibt. Wir haben da nett angefragt und dann wurden unsere Videos auch auf deren Seiten veröffentlicht sowie Reporter zu unseren Veranstaltungen geschickt.
Wie geht es nun mit der „Neue Medien Offensive“ weiter? Ist für die Zukunft geplant, weitere Mediengruppen in NRW zu initiieren?
Das Projekt „Neue Medien Offensive“ war einjährig. Es ist Ende April ausgelaufen. Ich bleibe aber für die bestehenden Gruppen ansprechbar. Der Workshop in Bochum im April 2015 war nicht so gut besucht, aber dafür stehen wir dort nun in Kontakt mit einer Gruppe die konsumkritische Führungen in der Stadt macht. Diese werden wir filmen und daraus ein eigenes Produkt erstellen. Es soll einen Stadtplan von Bochum geben, in dem dann QR-Codes an relevanten Orten platziert sind. Wer mit dieser Karte durch die Stadt geht, kann die QR-Codes mit dem Smartphone einscannen und gelangt dann zu dem entsprechenden Video von der Stadtführung.
In Soest wollen wir Jugendliche als Umweltreporter los schicken. Diese sollen dann andere Jugendliche motivieren auch eine neue Gruppe zu gründen. Diese werden wir dann auch außerhalb der Neue Medien Offensive weiter betreuen. Die Soester Gruppe arbeitet nicht nur selbst als Umweltreporter, sie macht auch aktiv Werbung für diese Arbeit. Sie haben unter anderem einen Clip darüber gedreht, wie man Umweltreporter werden kann, welche Aufgaben einen erwarten und welche Unterstützung die BUNDjugend dabei bietet. Schließlich haben auch wir in der Landesgeschäftsstelle ein Filmtraining bekommen. Nachberichte von Veranstaltungen wollen wir nun eher als Videos zu machen. Das sehen sich dann einfach mehr Leute an als einen zweiseitigen Bericht durchzulesen, da solche Videoberichte stärker den Nerv der Zeit treffen.
Noch mehr Informationen, Beispiele und Tipps zum Thema Kampagnenarbeit bei Youtube bietet das Themenspecial „Nachhaltigkeitskommunikation per Webvideo“.
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