„Wir glauben, dass die Unterstützung dort am besten wirkt, wo die Dinge gebraucht werden.“ Ulrich Schlenker von Oxfam Deutschland im Gespräch über OxfamUnverpackt und weitere nachhaltige Geschenkideen
OxfamUnverpackt bietet zu Weihnachten, aber auch über das ganze Jahr, Geschenkideen für Menschen, die schon alles haben und die gleichzeitig denjenigen helfen, die in Armut leben. Wer Geschenke von OxfamUnverpackt verschenkt, trägt zur nachhaltigen Unterstützung derer bei, denen es an notwendigsten Dingen, wie einer Existenzgrundlage, Gesundheitsversorgung oder Bildung einer fehlt. Die Geschenke Nutztiere wie Ziegen, Medikamente oder Klassenzimmer stehen dabei symbolisch für die Unterstützung der Arbeit von Oxfam mit Partnern Ort. Ulrich Schlenker von Oxfam Deutschland berichtet im Gespräch mit NRW denkt nach(haltig) von Konzept und Entwicklung hinter dem Projekt, der Online-Begleitung und gibt weitere nachhaltige Geschenkideen.
Wie lange gibt es OxfamUnverpackt mittlerweile in Deutschland und wie hat sich das Projekt seit dieser Zeit entwickelt?
Mit den Charity-Geschenken von OxfamUnverpackt sind wir Ende 2008 an den Start gegangen. Seitdem entscheiden sich Jahr für Jahr mehr Menschen für die Geschenke aus unserem Online Shop. Erfreulicherweise finden mittlerweile auch viele Unternehmen das Konzept interessant, weil sie mit den Geschenken soziales Engagement und Sinn für Nachhaltigkeit zeigen können. So entwickeln wir ziemlich regelmäßig Kooperationen. Letztes Jahr hat z.B. „Brands for Friends“ eines unserer Geschenke angeboten und damit seine Kunden natürlich auch auf uns aufmerksam gemacht. Das sind Kooperationen, die beiden Seiten helfen– und vor allem den Menschen in armen Ländern nutzen.
Zurzeit gibt es im Onlineshop etwa 50 Geschenke. Die Auswahl reicht vom Fußball über Nutztiere bis zur Schulbank. Können Sie uns an einem Beispiel erklären, was sich hinter diesem Geschenk als Ihre Arbeit vor Ort verbirgt?
Alle Geschenke gehören in einen von fünf Bereichen. Der Fußball steht z.B. für HIV-Aufklärungsprojekte in Südafrika, wo junge Menschen gemeinsam kicken, aber auch in HIV-Prävention trainiert werden, und fällt damit in den Bereich Gesundheitsfürsorge. Das Geld aus dem Erwerb des Geschenkes wird dann innerhalb dieses Bereiches dort eingesetzt, wo es gebaucht wird. Es kann also sein, dass mit diesem Geld nicht konkret ein Fußball gekauft wird, sondern Gesundheitsfachkräfte ausgebildet werden. Diese Flexibilität ist uns wichtig, weil wir glauben, dass die Unterstützung dort am besten wirkt wo die Dinge gebraucht werden.
Ein anderes Beispiel sind unsere Ziegen und Hühner, die als Geschenke sehr beliebt sind. In einem Projekt in Mozambik werden z.B. Familien mit Ziegen und Hühnern ausgestatten. Die Eier können dann auf dem Markt verkauft werden oder Nachwuchs der Ziegen weiter gegeben werden. Mit diesem Startkapital können sich die Familien dann Dinge des täglichen Gebrauchs kaufen und so eine Existenz aufbauen.
Wie stellen Sie die Nachhaltigkeit dieser Hilfe sicher?
Im Idealfall haben die Familien eine Zeit lang etwas von den Tieren. Denn wir gehen davon aus, dass das der Grundstock für eine nachhaltige langfristige Verbesserung der Lebenssituation ist. Sichergestellt wird die Nachhaltigkeit aber nicht von OxfamUnverpackt selbst sondern von den Kolleg(inn)en im Projektteam vor Ort. Oxfam Deutschland hat selbst keine Mitarbeiter in den Regionen, die wir unterstützen, aber wir haben jahrelange Erfahrung mit Partnern. Oxfam ist seit 70 Jahren in der Entwicklungsarbeit tätig und wir arbeiten als internationaler Verbund mit 3.000 Partnern in 90 Ländern. Durch diesen Ansatz müssen wir nicht jeden Anfängerfehler neu machen.
Der Onlineshop von OxfamUnverpackt wurde vor Kurzem neu gestaltet, auch im Social Web ist das Projekt präsent. Wie setzen Sie die unterschiedlichen Mittel ein. Was hat sich bewährt und was gibt es Neues?
Nach dem Relaunch erscheint unsere Website in frischerem Design. Der größte Unterschied ist zur alten Seite ist die Responsivität. Das bedeutet: Man kann nun auch mit Smartphone und Tablet bequem Geschenke auswählen und bestellen. Die kleinen Bildschirme waren da für uns eine große Herausforderung. Unser Blog ist der Ort, auf dem wir über die Wirkung der Geschenke vor Ort berichten, weil es auf unserer Shop-Seite wenig Platz gibt, die Geschichten ausführlich zu erzählen.
Im Social-Media-Bereich, das muss ich leider sagen, nutzen wir mit OxfamUnverpackt nicht die Potenziale, die es zweifellos gibt. Nichtsdestotrotz arbeiten wir als Oxfam insgesamt sehr erfolgreich im Social Web, wo wir große „Followerschaften“auf Twitter und Facebook zählen können. Bei Unverpackt läuft das etwas nebenher. Oft sind Leute, die Geschenke von OxfamUnverpackt kaufen, noch nicht so vertraut mit der restlichen Arbeit von Oxfam und „liken“ dann erstmal die Fanseite von Unverpackt. Wir benutzen Facebook als Feedback-Kanal, freuen uns über positive Kommentare und beantworten Fragen zur Wirkung der Geschenke vor Ort. In Zukunft würde ich OxfamUnverpackt zusätzlich eher auf Pinterrest und Instagram sehen und weniger auf Twitter.
Welche weiteren Ideen haben Sie für diejenigen, die sich dieses Jahr für eine nachhaltigere Alternative zu Socken, Parfum und Co. entscheiden wollen?
Bei Oxfam kann man natürlich zu verschiedenen Themen spenden oder Spenden verschenken. Wer ein reales Geschenk sucht und gleichzeitig Gutes tun will, dem kann ich einen unserer 47 Oxfam-Shops in Deutschland empfehlen. Das sind Second-Hand-Shops, in den denen hochwertige gespendete Ware verkauft wird und deren Erlöse unsere Kampagnen und Projekte unterstützen. In NRW sind wir z.B. je zwei Mal in Düsseldorf und Köln oder auch in Dortmund, Gütersloh und Bielefeld. Wer dort einkauft tut doppelt Gutes, denn man findet nicht nur gute Geschenke sondern unterstützt unsere Arbeit auf der ganzen Welt. Natürlich kann man sich in unseren Shops auch ehrenamtlich engagieren oder auch Sachen spenden, zum Beispiel nach dem Fest die ungeliebten Weihnachtsgeschenke.
Tags: Afrika, Beispielhaft