Mein Blut für deine Digicam? Eine Ausstellung der Verbraucherzentrale NRW sensibilisiert für die Kehrseite der digitalen Warenwelt.

Im Rahmen der Kampagne „Elektroschrott ist Gold wert“ informiert eine Ausstellung der Verbraucherzentrale NRW über den Wert von Elektroschrott und die Folgen unsachgemäßer Entsorgung von elektronischen Geräten.

Die Wanderausstellung der Verbraucherzentrale NRW zum Thema Elektroschrott

Ohne sich dessen vielleicht immer bewusst zu sein, beeinflussen wir mit jedem Kauf eines digitalen Endgerätes (Tablets, Smartphones, E-Book-Reader, Laptops etc.) oder eines Elektrogerätes die Lebens- und Arbeits-bedingungen in anderen Ländern. Ohne es zu wollen, bereiten wir mit einem unreflektierten Konsum von elektronischen Informations- und Kommunikationstechnologien anderen Menschen, die in den globalen Produktions- und Verwertungsketten arbeiten, die Hölle auf Erden. Weil Endverbraucher durch ihre Kaufentscheidungen einen direkten Einfluss auf diese Produktionsketten haben, können sie aufgrund ihrer Marktmacht auch positiven Einfluss ausüben und ein Stück weit mitentscheiden. Wie leicht das geht, zeigt eine Wanderausstellung der Verbraucherzentrale NRW mit dem Titel „Elektroschrott ist Gold wert“, die in allen Verbraucherzentralen mit Schwerpunkt Umweltberatung gezeigt wird. Vom 18. bis 28. September 2012 war sie in Solingen zu sehen.

Julia Ogiermann, Umweltberaterin bei der Verbraucherzentrale NRW in Solingen, führt durch die Ausstellung und erklärt Zusammenhänge und Hintergründe. Die provokante Frage der Ausstellung „Mein Blut für deine Digicam?“ und das Bild eines Bergarbeiters aus dem Kongo, möchten die Besucher dazu bewegen, sich mit dieser Aussage zu beschäftigen und die oft primitiven Anfänge dieser digitalen Highend-Geräte zu hinterfragen. Gleichzeitig geht es darum zu zeigen, dass Verbraucher es selbst in der Hand haben, sich für Umwelt- und Ressourcenschutz einzusetzen und umweltverträglich zu handeln – und zwar lokal vor Ort und zum Vorteil aller.

Gold, Kupfer, Coltanerze wie Tantal oder Seltene Erden wie Indium, Neodym oder Terbium sind unentbehrliche Bestandteile von Elektronikgeräten. Ohne sie würde kein Elektrogerät funktionieren. Das Metall Tantal wird vorwiegend im Kongo in schlecht gesicherten Bergwerken mit Hammer und Meißel abgebaut und gilt als „conflict mineral“, d. h. aus den Erlösen wird der Krieg finanziert. Die Abbauregionen leiden aber nicht nur unter dem Krieg, sondern auch unter der Gewinnung dieser Metalle, bei der giftige Schwermetalle in die Umwelt gelangen und diese verseuchen.

Im Folgenden erklärt Umweltberaterin Julia Ogiermann, wie Solinger Bürgerinnen und Bürger umweltverträglich und marktbeeinflussend handeln können.

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher lokal und vor Ort tun?

Nichts geht über länger nutzen!

Die Geräte sollten so lange wie möglich genutzt werden. Die Verbraucherzentrale NRW setzen sich deshalb für reparierbare Elektrogeräte ein, für die es auch Ersatzteile gibt, damit die Verbraucher eine längere Nutzung auch tatsächlich umsetzen können. Des Weiteren fordern die Verbraucherzentrale, die Gewährleistungsfristen von derzeit 2 Jahren auf 4 Jahre zu verlängern, um die „geplante Obsoleszenz“ der Geräte, d.h. den absichtlichen Einbau von Schwachstellen und Fehlern, zu begrenzen. Die Geräte müssten dann entsprechend robuster konstruiert werden.

Wiederverwenden oder weiterverkaufen!

Funktionstüchtige Geräte, die nicht mehr benötigt werden, sollten verschenkt (Sozialkaufhäuser) oder auf Verkaufsportalen veräußert werden. Gleichzeitig sollte für die eigene Kaufentscheidung in Betracht gezogen werden, ob nicht auch Geräte aus 2. Hand sinnvoll sein können.

Richtig zum Schrott geben!

Ratgeberliteratur

Kaputte Geräte sollten im Sinne des Ressourcenschutzes in den Elektronikschrott gegeben werden. Insbesondere die kommunalen Entsorgungsbetriebe bieten die Rücknahme von Altgeräten an. In Solingen sind das die Technischen Betriebe Solingen, die aufgrund des Elektro- Elektronikgerätegesetzes (ElektroG) alte Geräte zurücknehmen und sie fachgerecht entsorgen. Dies hat mehrere Vorteile: weil die Solinger Entsorgungsbetriebe beispielsweise  kaputte Haushaltskleingeräte selbst vermarkten, wirkt sich dies positiv auf die kommunalen Abfallgebühren aus, d.h. die Solinger profitieren direkt von der Rückgabe. Zweitens ist durch die fachgerechte Entsorgung gewährleistet, dass keine dubiosen Sammler die Geräte zurücknehmen und weiter verkaufen. Möglicherweise gehört irgendwann das Bild brennender Elektronikmüllhaufen in südlichen Ländern der Vergangenheit an. Bisher werden vor allem in afrikanischen Ländern Computer, Monitore, Computerkabel etc. in sog. Recyclingdörfern von Kindern ausgeschlachtet und die Einzelteile verbrannt, um die begehrten Metalle von den Kunststoffen zu trennen. Fachgerechtes Recyceln erspart deshalb viel Leid. Drittens müssen die wertvollen Ressourcen nicht erneut unter hohem Energieaufwand und einer hohen Umweltbelastung gewonnen werden – sie sind ja bereits da.
Zu dieser Frage hat die Verbraucherzentrale NRW im November 2011 das Positionspapier „Wege zu einer ressourcenschonenden Gesellschaft“ veröffentlicht, in dem sie ihre Forderungen zum Ressourcenschutz gebündelt hat.

Aktiv und fair für grüne Elektronik

Obwohl es noch keine Geräte gibt, die komplett fair und umweltfreundlich produziert werden, können Verbraucher bei Herstellern darauf achten, unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden. Beispielsweise bietet Greenpeace den Guide to Greener Electronics an, der anzeigt, ob sich Unternehmen noch im „roten“ oder schon auf dem Weg in den „grünen“ Bereich machen. Einen ersten Einstieg in die Thematik bietet auch die internationale Initiative Make IT Fair.

Die Umweltberatung der Verbraucherzentrale NRW berät Bürgerinnen und Bürger vor Ort.

Die Infoschau ist am 1. und 2. Oktober 2012 in Bonn zu sehen und danach bis Ende November 2012 in Paderborn, Bochum, Brühl und Krefeld. Im Januar 2013 kommt die Ausstellung nach Wuppertal.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger mit Beratungsbedarf erhalten bei den Umweltberaterinnen und Umweltberatern der Verbraucherzentrale NRW Tipps und Hinweise zur richtigen Entsorgung von Elektroschrott. Weitere Informationen zum Thema Elektroschrott bietet die Verbraucherzentrale NRW hier an: Elektroschrott ist Gold wert und das entsprechende Bildungsangebot für Schulen.  Allgemeine Fragen zum Bildungsangebot der Verbraucherzentrale NRW beantwortet Philip Heldt, Tel.: 0211 / 38 09-226, E-Mail: philip.heldt@vz-nrw.de.

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