Flugkünstler der Nacht – Fledermausbotschafterin für den NABU

Wie wird man Fledermausbotschafter und was macht eigentlich ein Fledermausbotschafter. Das waren die ersten Fragen, die sich mir stellten.
Der NABU NRW bietet zusammen mit den Fledermausschützern eine Schulung zum so genannten Fledermausbotschafter an. Zum Abschluss der fünf Module, die über ein Jahr verteilt an fünf Terminen stattfinden, erhält man dann ein Fledermausbotschafter-Diplom.

brauneslangohrTeilnehmen kann jeder, ob mit Vorkenntnissen oder ohne. In Theorie- und Praxiseinheiten lernt man Wissenswertes über die Lebensweise und die Ökologie der geschützten Tiere. Die ausgebildeten Fledermausbotschafter spielen dann eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Fachleuten und Bürgern, können Exkursionen anbieten und leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Betreuung von Fledermausquartieren. Ziel ist es den Fledermausschutz in NRW zu stärken und auf diese sagenhaften Flugkünstler aufmerksam zu machen.
braunes Langohr (NABU)

Meine erste Schulung führt mich in die Nähe von Troisdorf ins Fischereimuseum Bergheim an der Sieg. Um 18.00 Uhr geht es los mit einer Theorieeinheit über Detektoren und Fledermausrufe. Um 20.30 Uhr wollen wir dann gemeinsam aufbrechen und Fledermäuse in der Natur beobachten.
Unsere Referenten sind Tom Wegner und Martin Koch vom BAFF (Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz).
Zuerst lernen wir, dass für Deutschland etwa dreiundzwanzig verschiedene Arten aufgelistet sind, wobei manche davon sehr rar sind. Prominenter sind das Mausohr, die Zwergfledermaus, Wasserfledermäuse und die Rauhautfledermaus. Manche dieser Arten haben sich an die Stadt angepasst, manche leben im Wald.
Bei allen Fledermäusen lassen sich zwei Laut unterscheiden. Zuerst kommen die Echolaute, mit denen sich die Fledermäuse orientieren/sehen. Bei jedem Flügelschlag wird ein Echolaut ausgestoßen, das sind 6 – 12 Schläge pro Sekunde. Zu den Echolauten kommen die Kommunikationslaute, zum Beispiel ein Trällern zur Begrüßung oder ein Schrei bei Angst.
Interessant ist, dass innerhalb der Sozialkommunikation bisher kaum aggressive Laute oder Rivalitäten bekannt sind.
Für die Echolaute benutzen die Fledermäuse Lunge und Kehlkopf. Während eines einzigen Echolauts kontrahiert die Kehlkopfmuskulatur zur Lauterzeugung bis zu 200 Mal pro Sekunde.
Da es sich um Ultraschalllaute handelt, hört der Mensch sie nicht, oder nur verlangsamt durch einen Bat-Detektor. Die Fledermäuse orientieren sich mit Hilfe dieser Laute und tasten damit ihre Umgebung ab. Bei jedem Laut, den die Fledermaus ausstößt, checkt sie, was direkt vor ihr liegt und was in 3 m Entfernung liegt. Im Unterschied dazu verständigen sich Elefanten und Wale übrigens über Infraschall, da die Laute über lange Strecken transportiert werden müssen.
wasserfledermaus_C_GieseUm die Fledermausart zu bestimmen, die hinter dem Laut steckt, kennt man die Frequenz (hz/Zeit) und den Schalldruck (db/Frequenz). Die Frequenz wird in den Bat Detektor eingegeben. Fliegt in der Nähe eine Fledermausart die in dieser Frequenz Echolaute ausstößt, überträgt das Gerät diese Laute in Form eines Knatterns. Dazu muss man sich klar sein, wo man steht. Die gleiche Fledermausart stößt natürlich im Dickicht um sich besser zu orientieren mehr Laute aus, als auf einem offenen Feld.
Wasserfledermaus (C. Giese)

Aber genug Theorie: Wenn man Fledermäuse sehen wir, macht man sich am besten 20 Minuten vor Sonnenuntergang auf den Weg. Im besten Fall regnet es nicht und es geht kein zu starker Wind. Will man sogar Quartiere finden, macht man sich am besten zwei Stunden vor Sonnenaufgang auf den Weg und beobachtet, von wo die Fledermäuse kommen und wohin sie fliegen. Dann folgt man ihnen. Mit jeder Fledermaus, kommt man dem Quartier näher.
Draußen ist es mittlerweile dunkel und es regnet. Nicht das ideale Wetter um Fledermäuse zu beobachten. Das Fischereimuseum liegt mitten in einem Naturschutzgebiet am Rand der Siegauen, umgeben von Weidenwäldern und Flußläufen. Als erstes bleiben wir mitten im Wald stehen und drehen an unseren Bat-Detektoren rum. Wir stellen versuchsweise die Frequenz der Zwergfledermaus ein und tatsächlich wir haben Glück. Immer wieder hören wir leiser und lauter werdendes Knattern. Schließlich sehen wir auch einen schwarzen Fleck hin und her flitzen. Als nächstes stehen wir an einem Bachlauf und suchen Wasserfledermäuse. Hier haben wir leider kein Glück. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir bestimmt 20 schnatternde, mit Taschen- und Stirnlampen bewaffnete Menschen sind. Mittlerweile regnet es stärker. Es ist auch ein bisschen unheimlich, da es ja dunkel ist. Man hört die Geräusche plötzlich viel lauter. Irgendwo in der Nähe streiten sich Tiere. Welche, lässt sich nicht genau sagen. Über uns sehen wir immer wieder Schatten vorbeifliegen. Wer dachte, dass es keine Fledermäuse in der Nähe von Menschen mehr gibt, hat sich getäuscht. Wenn man danach sucht, sieht man sie plötzlich auch. Und sie sind wirklich spannend.

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Infos zur Bat-Night finden Sie hier.

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