Globalisierung in der Natur – Neubürgern auf der Spur

Ein Beitrag von Frauke Freise, NaturForum Bislicher Insel
An einem Freitagnachmittag versammelt sich eine kleine Gruppe interessierter Menschen am NaturForum Bislicher Insel bei Xanten. Das Naturschutzgebiet Bislicher Insel ist eine der größten naturnahen Auenlandschaften am Unteren Niederrhein. Hier kann sich der Rhein bei Hochwasser noch ausbreiten. Die regelmäßigen Überflutungen schaffen Lebensraum für seltenen gewordene Tier- und Pflanzenarten.
Doch bei der heutigen Exkursion folgen wir den so genannten Neubürgern oder Neobiota. Das sind Tiere und Pflanzen, die seit 1492 bei uns eingewandert sind. Gerade in den Flussauen sind diese überdurchschnittlich vertreten. Sie wandern mit dem Wasser und finden häufig gute Lebensbedingungen. Am Niederrhein  besteht die Pflanzenwelt der Überflutungsaue schon zu knapp 20 % aus Neophyten.
Am dem Weg auf die Bislicher Insel finden wir unter anderem Japanischen Staudenknöterich und Herkulesstaude.

Der japanische Staudenknöterich

Beide wurden als Gartenpflanzen in Europa eingeführt und sind heute in der Natur weit verbreitet. Die bis zu fünf Meter hohe Herkulesstaude macht immer wieder Schlagzeilen. Wer sie berührt und sich danach der Sonne aussetzt bekommt Ausschläge und Bläschen, die wie Verbrennungen aussehen. Als ein Teilnehmer berichtete, dass auch heute noch Herkulesstaude verkauft wird und unwissende Menschen ihn in den Garten pflanzen, war das Erstaunen in der Gruppe groß.
Noch weniger bekannt sind die vielen tierischen Einwanderer. Im Rhein leben Asiatische Körbchenmuscheln und Chinesische Wollhandkrabbe, die im Ballastwasser der großen Containerfrachter über die Weltmeere kamen. In den Baggerseen der Bislicher Insel schwimmen südamerikanische Nutria. Diese Verwandten der Meerschweinchen kommen aus ehemaligen Pelztierfarmen oder wurden gezielt ausgesetzt, um Fischteiche von Wasserpflanzen zu befreien.

Das drüsige Springkraut

Doch wie auch immer die Neubürger zu uns kamen. Sie sind heute Teil unserer Umwelt. Wie aber geht der Mensch mit seinen neuen Mitbewohner um? Darüber wurde angeregt diskutiert. Am Ende stand die Einigung: Wir sollten uns mit den „Neuen“ anfreunden und Ihnen Ihren Lebensraum zubilligen. Nur wenn Menschen oder seltenen andere Arten bedroht sind, ist ein Eingriff sinnvoll. Trotzdem sollte die Neueinwanderung so gut wie möglich eingegrenzt werden. Hier kann jeder mithelfen! Zum Beispiel mit der Auswahl heimischer Pflanzen für den Garten oder dadurch, dass lästig gewordenen Haustiere nicht einfach in der Natur „entsorgt“ werden.
Weitere Informationen zum Thema gibt es z.B. beim Neobiota-Portal des Landes NRW unter http://neobiota.naturschutzinformationen-nrw.de.

Kontakt:
Regionalverband Ruhr
RVR Ruhr Grün
NaturForum Bislicher Insel
Bislicher Insel 11
46509 Xanten
Telefon: 02801 / 98823-0
e-Mail: naturforumbislicherinsel@rvr-online.de

 

 

 

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