Grüne Festivalkultur

Der Sommer ist ja bekanntlich die Zeit der großen Musikfestivals. Was beim Festivalbesuch jedoch meist aus dem Blick gerät, ist die katastrophale Umweltbilanz vieler Veranstaltungen: An- und Abreise der Besucher und der eigentliche Festivalbetrieb erzeugen tonnenweise CO2-Emissionen und tragen so zur Gefährdung des Klimas bei. Hinzu kommt der Müll, den die Festivalbesucher in rauen Mengen produzieren – 23 Kilogramm pro Besucher/in sind es zum Beispiel in Roskilde.

Auch wenn diese Problematik meist unter Tisch fällt, gibt es  mittlerweile einige Initiativen und Projekte, die sich für eine nachhaltige Festivalkultur engagieren. Eine Vorreiterrolle nimmt im deutschen Raum die Green Music Initiative ein. Die Plattform setzt sich für eine stärkere Klimaverträglichkeit der Musik- und Entertainmentbranche ein und entwirft zusammen mit Veranstaltern und Betreibern umfassende Konzepte für einen verbesserten Klimaschutz. Vorbild ist Julie’s Bicycle, eine Initiative aus Großbritannien, die Nachhaltigkeitskonzepte für Musik und Theater erarbeitet.

 

Unter den ersten großen Festivals, die in Deutschland mitgemacht haben, war im letzten Jahr das Melt!Festival. Zusammen mit der Green Music Initiative wurde das Projekt M!Eco ins Leben gerufen, das eine Reihe von Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz in den Festivalablauf integrieren sollte – der Fokus lag dabei auf dem Mobilitätsproblem: Um den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu erleichtern, wurde ein Euro-Express-Zug gechartert, der Melt!Festival-Hotelzug, der von Köln aus direkt bis zum Festivalgelände durchfuhr und während des Festivals die Möglichkeit zur Übernachtung bot.  Für all jene, die es nicht mehr in den Hotelzug schafften, gab es außerdem ein Sonderticket der Deutschen Bahn, das eine günstige An- und Abreise ermöglichte. Das Unternehmen Deutsche Bus bot Organisationstalenten außerdem die Möglichkeit, eine eigene Busfahrt mit maximal 50 Leuten zu auf die Beine zu stellen. Und für die Sportler unter den Festivalbesuchern gab es die Tour de Melt!, eine organisierte Fahrradtour zum Festival, die von Berlin aus startete. Das M!Eco-Projekt läuft auch im Jahr 2011 weiter.

Neben den Festivals erweisen sich auch Clubs als Umwelt-Problemkinder. Mit einem CO2-Ausstoß von durchschnittlich 90 Tonnen pro Club bei rund 5500 Clubs in Deutschland besteht auch hier Handlungsbedarf. Die Green Music Initiative hat deshalb den Green Club Index (GCI) erarbeitet, durch den sich der Energiebedarf einzelner Clubs errechnen lässt. Mit Hilfe des Index lassen sich so Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur CO2-Einsparung in die Wege leiten. Seit März 2011 beteiligen sich 6 Clubs in NRW an diesem Pilotprojekt, unterstützt werden sie vor Ort von der EnergieAgentur.NRW. Für Berlin, Hamburg und Münschen sind im weiteren Jahresverlauf Pilotprojekte geplant.

Neben dem Melt! kümmert sich auch das Roskilde-Festival seit 2009 um seinen ökologischen Fußabdruck – mit der Green Footsteps-Kampagne. Eine nachhaltigere Festivalkultur soll zum Beispiel durch die umweltfreundlichen GreenCamps auf den Weg gebracht werden, die seit 2009 Teil der Festivallandschaft sind und  für die man sich in diesem Jahr erstmals bewerben kann. Wem beim Feiern der Strom ausgeht, der kann sich auf dem Fahrrad neuen besorgen und so Handys etc. aufladen. Auf diesem Wege lassen sich ganze Partys mit Strom beliefern, wie die Green Music Initiative gezeigt hat (Stichwort: Fahrrad Disko). Nicht zuletzt geben die Veranstalter von Roskilde allen Besuchern und Besucherinnen für das Festival ein paar grundsätzliche Tipps zum Umwelt- und Klimaschutz an die Hand : Stoff- statt Plastikbeutel benutzen, vorm Festivalbesuch Strom ausschalten, mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisen und beim Einkauf auf regionale Produkte achten.

Melt! und Roskilde haben vorgemacht, dass Festival und Grün zusammen passen – wer ist also als nächstes dran?

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