Über den Tellerrand gen Horizont – Bericht vom internationalen UNESCO-Workshop „Horizont 2015“

 „Horizont 2015“: Internationale Gespräche zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung und zum Fortgang nach der Dekade

Die TeilnehmerInnen des Workshops "Horizont 2015", (c) DUK/Danetzki

Die Deutsche UNECO Kommission lud unter dem Titel „Horizont 2015“ eine hochrangige internationale Delegation ein, um über die Folgeaktivitäten nach der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014), kurz BNE, zu sprechen und den Status Quo der internationalen Voraussetzung für eine mögliche Fortsetzung zu sondieren.

Zunächst begrüßten die Verantwortlichen und Kooperationspartner die über 50 anwesenden Gäste aus 5 Kontinenten. So betonte Baerbel Kaatz von der Eberle-Butschkau-Stiftung (Bonn), die Teil der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe ist, in ihrem Grußwort die  Bedeutung dieser Konferenz.

Angelica-Maria Kappel, die Bürgermeisterin der Stadt Bonn, die bereits zum dritten Mal als Kommune der Weltdekade ausgezeichnet wurde, erläuterte insbesondere die Rolle Bonns als „Schauplatz“ für die internationale Arbeit im Bereich Nachhaltige Entwicklung. Bonn beheimate viele der wichtigsten nationalen, aber auch internationalen Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung und war nicht selten Bühne für historische Momente, wie zum Beispiel die UNESCO Weltkonferenz 2009, so Kappel. Nach einem Dank an die anwesenden Kooperationspartner und die Deutsche UNESCO-Kommission übergab sie das Wort an Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission.

Roland Bernecker erinnert sich an den Beginn und den Prozess, den die Bildung für nachhaltige Entwicklung bereits hinter sich gelassen hat. Bei seiner Begrüßungsrede verdeutlichte Bernecker insbesondere die veränderten globalen Herausforderungen, die auch einer Aktualisierung von Leitlinien zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bedürfen. So verwies er u.a. auf den globalen, demografischen Wandel und die sozial-strukturellen Veränderungen. Insbesondere solle es aber, laut Bernecker, vor allem auch hier um die Erwartungen und Hoffnungen gehen, die junge Menschen haben – ganz gleich aus welchem Land sie kommen. Die Förderung von Gestaltungskompetenz sei dabei das größte BNE-Ziel. Ebenso müsse bei der (Weiter-)Entwicklung von BNE-Prozessen gerade auf die Qualität und Relevanz gesetzt werden.

„Bonner Empfehlungen“ verabschiedet

Die internationale Konferenz diente dabei einer Bestandsaufnahme der Bildungssituation in den einzelnen Ländern sowie dem Austausch über Möglichkeiten der Integration der BNE in die einzelnen politischen Systeme und Gesellschaften. Hierfür sollte am ersten Tag insbesondere ein Auge auf die Vergangenheit geworfen werden, um am darauf folgenden Tag Visionen nach 2014 zu fokussieren. Als Resultat des Internationalen Workshops „Horizont 2015“ sind die „Bonner Empfehlungen für Bildung für nachhaltige Entwicklung nach 2014“ auf Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch erschienen, die – neben der Workshop-Dokumentation –  hier heruntergeladen werden können.

 

Entstehung und Rahmen der UN-Dekade der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Zur Keynote von Charles Hopkins

Charles Hopkins im Workshop, (c) DUK/Danetzki

In seiner Keynote will Charles Hopkins, der kanadische Bildungsexperte und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ an der kanadischen York University in Toronto, vor allem auf den Hintergrund und die Ursprünge der Dekade aufmerksam machen – um darauf basierend die einzelnen Meilensteile aufzuzeigen.

Für Hopkins gehören Nachhaltigkeit und die hiermit verbundenen Themen fest in den Schulalltag jedes Landes integriert. Die Herausforderung liege hierbei laut Hopkins oft in der Lehrer(aus)bildung, in die das Konzept der nachhaltigen Entwicklung integriert werden müsse, um eine kompetente Vermittlung zu gewähren. So zeigt er anhand einer Illustration den Prozesscharakter des Models Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auf. Er macht damit  auch die Zusammenhänge zwischen  einzelnen Aktivitäten, bewirkten Veränderungen  sowie  geschichtlichen Ereignissen in der BNE deutlich. So skizziert er Meilensteine wie den Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Rio/Brasilien 1992, und in Johannesburg/Südafrika 2002 oder die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen/Dänemark 2009 und die damit zunehmende Auseinandersetzung mit der Thematik in Bildung und Öffentlichkeit. Dies zeige, wie wichtig Ereignisse wie der Internationale Workshop „Horizont 2015“ sein könnten.

Ein Teilnehmer aus Japan berichtet beispielsweise in seinem spontanen Bericht über Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Japan über das Bedürfnis und den Drang der japanischen Bevölkerung mit der Natur in Harmonie zu leben, die dies auch in ihre politische, soziale und ökonomische Entwicklung zu integrieren versuche. Beispielhaft berichtet ebenso aus Deutschland der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees für die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, Gerhard de Haan, dass es bereits in den frühen Achtziger Jahren eine Idee von Nachhaltigkeit gab, die aber nicht ihrer heutigen Bedeutung  entspreche. Erst der Entwicklungsprozess der vergangenen Jahre habe es möglich gemacht, dieses Thema in einem größeren Rahmen in den Schulen zu verankern.

Jedem Land seine individuelle Umsetzung von BNE

Anhand dieser auszugsweisen Bestandsaufnahme wird deutlich, wie wichtig es ist, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, um ihr Handeln positiv zu beeinflussen. Um die Aktivitäten voranzutreiben, sei es wichtig, die Zeit zu erkennen – aber vor allem auch den Kontext des jeweiligen Landes, so de Haan. Für den Moment sei festzuhalten, dass BNE für jedes Land in einen eigenen Kontext zu bringen ist und die „Bildungsbeauftragten“ der Länder die Leitlinie anhand ihres eigenen Blickwinkels, aber auch im globalen Kontext nachvollziehen müssen.

Weiterführende Informationen: Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in den einzelnen Ländern und Kontinenten umgesetzt wird, erfahren sie in Kürze in einer Video-Dokumentation des Grimme-Instituts, in der sieben Bildungsexperten des Internationalen Workshops zu Wort kommen.

 

Die Ziele der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005-2014“ und der „Bonner Erklärung“

Zur Keynote von Daniella Tilbury

In dieser Keynote präsentierte Daniella Tilbury die mit der UN-Dekade einhergehenden wissenschaftlichen Beobachtungen und Evaluationen, um im Anschluss Perspektiven und Ausblicke bis zum Ende der Dekade zu umreißen.

Daniella Tilbury im Workshop, (c) DUK/Danetzki

Schnell geht die Wissenschaftlerin der University of Gloucestershire auf die Meilensteine der BNE im internationalen Kontext ein und fasst zusammen: „Wir sind sehr beschäftigt.“ Dies werde auch anhand der vielen Aktivitäten und Ereignisse rund um diese Thematik deutlich. Das internationale Interesse, die BNE in den entsprechenden nationalen Kontext einzubetten, sei sehr hoch.

„Doch was ist das Ergebnis dessen? Es ist hierbei wichtig, genau zu definieren, was sich verändert hat, was und wie sich Interessen entwickelt haben und wie diese implementiert wurden“, so Tilbury.

In ihrem wissenschaftlichen Engagement hat sich Daniella Tilbury explizit  gemeinsam mit ihren Studenten mit dieser Entwicklung auseinandergesetzt und diese reflektiert. Die Verankerung der BNE lässt sich nach Tilbury in zwei Phasen  einteilen: Die erste Phase schildert sie anhand eines Verstehens- und Erkennungsprozesses, währenddessen die jeweiligen Herausforderungen erfasst werden. Im Fortgang sei hieraus der Bedarf an nationaler Koordination entstanden, die die unterschiedlichen Bedürfnisse der Länder generiert und strukturiert. Die zweite Phase richtete sich vor allem an die Prozesshaftigkeit von BNE. Tilbury schildert, dass hier sowohl nach dem Prozess, aber auch nach den Akteuren und deren Rolle geforscht werden müsse. So wurden in der Studie von Tilbury sowohl die Prozesshaftigkeit von BNE aber auch ihr struktureller Charakter und ihre einzelnen Elemente und Akteure untersucht.

 

Stärken und Schwächen der UN -Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“: Implementierung und Koordination der Rahmenbedingungen

Ergebnisse aus der internationalen Zusammenarbeit in den Workshops

Ein Blick in die Workshops..., (c) DUK/Danetzki

Nachdem sich die Teilnehmer in multilateralen Arbeitsgruppen zurückgezogen hatten, um sich über nationale Rahmenbedingungen der BNE  aus verschiedenen Blickwinkeln auszutauschen, sollte im Anschluss eine Bilanz der vergangenen sieben Jahre der Dekade gezogen werden,  um an den gemeinsamen „globalen Erfolg“ der internationalen BNE anzuknüpfen und eine Grundlage für weitere Zielsetzungen zu schaffen.

Ziel dieser Workshops war es, auf Basis der internationalen Bestandsaufnahme einen Fahrplan für die weitere Zusammenarbeit zu implementieren, der sowohl auf der internationalen als auch nationalen Ebene greifbar ist und so den realen, aktuellen Kontext widerspiegelt.

Die Gruppenberichte verfolgten den Zweck, allen Teilnehmenden einen Einblick in die Ergebnisse der vorangegangenen Workshops zu verschaffen und so erste mögliche Anhaltspunkte für eine Diskussion über die Zukunft der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nach 2014 zu sammeln. Der Fokus der Kurzpräsentationen lag deshalb auf den gegenwärtigen Problemen und zukünftigen Verbesserungsmöglichkeiten bei der Umsetzung der UN-Dekade.

Der erste Gruppenreport beschäftigte sich vor diesem Hintergrund mit den politischen und finanziellen Strategien, die zur erfolgreichen Umsetzung von BNE nötig sind. Als wichtige strategische Mittel wurden in diesem Kontext die gesetzliche Verankerung von BNE, die Förderung von Pilotprojekten und die Ausarbeitung nationaler Task Forces genannt. Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahmen hängt nach Meinung der Gruppe nicht zuletzt von der instanz- und disziplinübergreifenden Zusammenarbeit der unterschiedlichen BNE-Akteure ab.

Abstrakte Begrifflichkeit erschwert die Vermittlung von BNE

(c) DUK/Danetzki

Gefordert wurde von der Gruppe außerdem eine stärkere Systematisierung dessen, was unter BNE zu verstehen ist. Momentan versammelt der Begriff „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Projekte und Ansätze unter seinem Dach, sodass häufig nicht klar ist, wovon genau die Rede ist, wenn es um BNE geht. Hinzu trat nach Meinung der Gruppe das Problem, dass der Begriff BNE nach wie vor recht abstrakt ist; ein Umstand, der das Werben für BNE gerade gegenüber der offiziellen Politik häufig erschwert. Diese Einschätzung fand sich auch im Report der dritten Gruppe wieder.

Im Blick auf diese Probleme ist bei der zukünftigen Ausarbeitung und Implementierung von BNE vor allem Kreativität gefragt, denn BNE in ihrer internationalen Dimension bedeutet vor allem, dass sehr unterschiedliche Wissensbestände – globale und lokale, traditionelle und wissenschaftliche etc. – zusammengeführt werden müssen. Als weiteres zentrales Problem wurde von dieser und auch den nachfolgenden Gruppen das Verhalten der offiziellen Politik angesprochen: In vielen Staaten engagiert und interessiert sich diese noch viel zu wenig für die nachhaltige Bildungsarbeit – und das, obwohl das Nachhaltigkeitsthema als solches sich politisch und gesellschaftlich einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreut. Deutschland und Japan wurden in diesem Zusammenhang als löbliche Ausnahmen angeführt. Im Allgemeinen jedoch stellt insbesondere der gesicherte Übergang von politischen Strategien in konkrete Handlungen und spürbare Veränderungen in vielen Staaten noch ein Problem dar: Häufig wird viel geredet und wenig getan.

 BNE soll in die breite Öffentlichkeit getragen werden

Im zweiten Gruppenbericht ging es um Fragen der Koordination und die Indikatoren für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsarbeit. Erneut wurde hierbei auf die Wichtigkeit einer flächendeckenden Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Ebenen verwiesen: Neben Ministerien und nationalen Komitees müssen auch lokale und regionale Initiativen in die BNE-Aktivitäten einbezogen werden; dies funktioniert jedoch noch nicht überall.

Damit einhergehend muss BNE zudem stärker als ein Thema von gesamtgesellschaftlicher Relevanz verstanden werden, was unter dem Begriff „Mainstreaming of ESD“ in die Diskussion einging. Gerade in diesem Zusammenhang  sei es wichtig, dass bei der Verbreitung des BNE-Gedankens der Prozesscharakter der Aktivitäten und weniger die Endprodukte im Fokus stehen. Auch wurde darauf hingewiesen, dass die Koordinierung der Aktivitäten stärker auf die spezifischen nationalen Kontexte abgestimmt werden müsse, denn nicht in allen Staaten funktionieren alle Strategien gleich (gut).

Als wesentliche Indikatoren für eine erfolgreiche Durchsetzung der BNE listete die Gruppe unter anderem die Verbindung von formeller und informeller Bildungsarbeit und die enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und Universitäten auf. Auch eine stärkere Kooperation mit dem privaten Sektor wurde als mögliches Erfolgsrezept für die Zukunft herausgestellt. Nicht zuletzt sollte auch der pädagogische Mehrwert der BNE stärker ins Zentrum gerückt werden: Nach Meinung der Gruppe erzielt die Integration von BNE in Lehrpläne eine maßgebliche Verbesserung von Lehre und Lernen.

Informelle (Bildungs)Macht der Jugend

(c) DUK/Danetzki

Die dritte Gruppe schließlich hatte die Aufgabe, ein Fazit aus dem bisherigen Verlauf der Dekade zu ziehen und anhand einiger wichtiger Lektionen einen Grundstein für die Diskussion über die Zukunft der BNE zu legen. Als eine mögliche, wichtige Kraft für die Zukunft arbeitete die Gruppe die informelle Macht der Jugend heraus – jene Aktivitäten also, die jenseits des Klassenzimmers oder der Universitätsseminare stattfinden.

Auch diese Gruppe stelle die stärkere Zusammenarbeit mit Privatunternehmen als wichtigen Zukunftsfaktor heraus, ebenso wie eine zunehmende Internationalisierung der BNE. Dabei sei es jedoch von entscheidender Wichtigkeit, eine mögliche Vormachtstellung des Westens radikal einzuschränken. Sinnvoll wäre in diesem Kontext eine Netzwerkstrategie, die auf persönlicher Kommunikation, flachen Hierarchien und lokalen Ansätzen basiert.

Trendthema Nachhaltigkeit nutzen

In der abschließenden Diskussion wurden einige Kernprobleme und -vorschläge der Sitzung wieder aufgenommen: Besonders die Zusammenarbeit mit Ministerien und anderen offiziellen politischen Organen scheint in vielen Ländern noch ein Problem zu sein. Hier kann eine Schirmorganisation wie die UNESCO für mehr Durchsetzungskraft in der Begegnung mit Politikern sorgen, gleichzeitig vermag ein solcher Zusammenschluss die Sichtbarkeit und Attraktivität des Themas steigern. Größere Attraktivität könnte das Thema zudem dadurch erlangen, dass es bewusst an andere Nachhaltigkeitsstrategien angeschlossen wird, denn Nachhaltigkeit entwickelt sich aktuell in vielen Gesellschaften zum Trend- und Zukunftsthema. Neben dem mangelnden Interesse der Politik stehen einer erfolgreichen Durchsetzung der BNE in vielen Staaten erhebliche Finanzierungs- und Ressourcenprobleme im Weg. Darauf wurde zum Abschluss verwiesen.

 

Der internationale Kontext

Alexander Leicht

Vortrag von Alexander Leicht, (c) DUK/Danetzki

Alexander Leicht, Leiter der Sektion Education for Sustainable Devolpement in der UNESCO-Zentrale Paris, stellte in dieser Sitzung die Arbeit der UNESCO aus globaler Perspektive vor und arbeitete anschließend einige globale Trends im Feld der Bildung für nachhaltige Entwicklung heraus.

Drei Arbeitsschwerpunkte der UNESCO sind nach Leicht auf globaler Ebene relevant: der Klimawandel, das Thema Biodiversität und die Prävention von Katastrophen (disaster risk reduction). Ein weiterer Fokus liegt zudem auf der Vorbereitung der UNESCO-Weltkonferenz in Japan, die im Jahr 2014 stattfindet. In diesem Zusammenhang leistet die UNESCO auch Lobby – und PR-Arbeit für das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Wichtig dafür ist eine umfassende Berichterstattung und Forschung zur UN-Dekade, denn gerade in der Begegnung mit Politikern sind harte Fakten oft wertvoller als moralische Appelle. Das größte Problem bei der Lobbyarbeit liegt nach Leicht vor allem darin, dass BNE häufig noch nicht als integraler Bestandteil von Nachhaltigkeit erkannt und verstanden wird. Als wichtigen globalen Trend für die kommenden Jahre macht Leicht die Neuverhandlung der Millenniumsziele nach 2015 aus. Dabei werde es nicht nur um Inhalte gehen, sondern auch um die Frage nach den Strategien und Akteuren der Zukunft. Es ist für Leicht von entscheidender Bedeutung, dass sich die UNESCO hierbei produktiv einbringt und sich so als Zukunftsakteur etabliert.

Zukunftsthemen: Grüne Kompetenzen und nachhaltige Urbanisierung

Grundsätzlich lässt sich zudem sagen, dass sich Nachhaltigkeit zunehmend als zentrales Thema in der (inter-)nationalen Politik etabliert. Darauf deuten nicht zuletzt die Vorschläge im Rahmen der Rio+20-Konferenz hin, die eine Etablierung von Sustainable Development Goals (SDG) fordern. Die Integration von BNE in diese Zielerklärung wäre ein entscheidender politischer Schritt, so Leicht, der dem Thema BNE zu einer stärkeren politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmbarkeit verhelfe. Auch das Thema der „Green Economy“ gewinnt aus diesen Gründen seit einigen Jahren an Popularität, dem die Themen „Green Societies“ und „Green Skills“ beigestellt werden müssten – auch hier sollte das Thema BNE integriert werden. Als weitere Zukunftsthemen gelten für Leicht  der Bereich der (grünen) Kompetenzen, die Frage also, welche Kompetenzen in zukünftigen Gesellschaften wichtig sein werden sowie die Frage der nachhaltigen Urbanisierung.

In der anschließenden Diskussion im Plenum werden einige Gedanken aus den Group Reports wieder aufgegriffen: Wichtig sei für die Zukunft der BNE und die Auswertung der Dekade vor allem der Blick auf nationale und regionale Unterschiede sowie Kreativität und Innovationskraft bei der Lösung der Probleme von heute und morgen.

 

Fazit: Über den Tellerrand gen Horizont

Nach der Bestandsaufnahme, während der genau besprochen wurde, wie die individuellen Voraussetzungen in den verschiedenen Teilnehmerländern zu bewerten sind, konnte  am Ende der zweitägigen Konferenz im Februar 2012 die Vision formuliert werden, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung nach Ablauf der Dekade aussehen könnte. Um diese internationale Diskussion zu führen, musste zunächst über das nationale Verständnis von BNE in den Ländern der einzelnen Bildungsexperten gesprochen werden. Aus den multilateralen Workshop-Gesprächen ging dann hervor, dass es vor allem um eine politische Implementierung dieser Strategie gehe, die dem gesellschaftlichen Prozess und einem Umdenken vorausgehen solle beziehungsweise diesen bedeutend vorantreiben könne.

(c) DUK/Danetzki

Wie sensibel dieses Thema jedoch im internationalen Rahmen diskutiert wird, zeigen etwa die unterschiedlichen Schulsysteme und politischen Strukturen sowie der Umgang mit dieser Thematik im nationalen Kontext. Hierbei driften die Voraussetzungen zwischen den einzelnen Ländern stark auseinander – nicht in jedem Land gehört BNE und ihre gesamtgesellschaftliche Integration zur nationalen Aufgabe.

So wurden die Unterschiede im Umgang mit der BNE in den einzelnen Ländern deutlich – und die damit einhergehenden Schwierigkeiten, ein international diskutiertes Thema wieder in den nationalen Umgang zu übertragen. Auch bei einer globalen gemeinsamen Vision müssen pragmatische Lösungen gemäß den Gegebenheiten vor Ort gefunden werden. Und genau dafür  legte der Internationale Workshop „Horizont 2015“ einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der BNE. Anknüpfend an die aktualisierte Momentaufnahme – und als Follow-Up der Weltkonferenz 2009 – formulierten 50 Bildungsexperten – den Blick gen Horizont gerichtet –gemeinsame Empfehlungen für die Zeit nach 2014.

Weiterführende Informationen: Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung in den einzelnen Ländern und Kontinenten umgesetzt wird, erfahren sie in Kürze in einer Video-Dokumentation des Grimme-Instituts, in der sieben Bildungsexperten des Internationalen Workshops zu Wort kommen.

Einen Bericht der UNESCO zum Workshop finden Sie hier.

Eine Broschüre der UNESCO zum Workshop finden Sie hier in englischer Sprache.

Weitere Informationen zum Fortgang der UN-Dekade finden Sie hier.

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