Das Netzwerk „Faire Metropole Ruhr“ zieht Bilanz
Am 04.06 2012 zogen Initiatoren und Unterstützer des Netzwerks „Faire Metropole Ruhr“ eine Bilanz zum Thema „Ruhrgebietsstädte auf dem Weg zum fairen Handel“
Ein Gastbeitrag von Vera Dwors (Exile e.V.) und Markus Heißler (Eine Welt Netz NRW)
Ein dreifaches Jubiläum bot am Montagmittag den Anlass für eine Zwischenbilanz des Netzwerks „Faire Metropole Ruhr“ auf der Essener Zeche Zollverein vor der Presse: Vor 20 Jahren wurde der sogenannte Rio-Prozess gestartet, mit dem Klimaschutz und globale soziale Verantwortung in der internationalen Politik zum Thema wurden. Vor 20 Jahren wurde auch der Verein TransFair gegründet, der entscheidend dazu beigetragen hat, dass fair gehandelte Produkte mittlerweile in den meisten deutschen Einzelhandelsgeschäften zu finden sind. Und vor zwei Jahren verpflichteten sich sämtliche Ruhrgebietsstädte mit der Unterschrift ihrer Oberbürgermeister unter die „Magna Charta Ruhr“ dazu, künftig keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit mehr zu verwenden.
Moderator Manni Breuckmann, selber „Botschafter“ des Netzwerks „Faire Metropole Ruhr“ verwies zu Beginn der Pressekonferenz darauf, dass weltweit inzwischen schon über tausend Städte als „Fairtrade-Stadt“ ausgezeichnet wurden. 1.000. Fairtrade-Stadt sei übrigens auch die Ruhrgebietsstadt Herne. TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath betonte die Verbindung von Wirtschaft und Handel sowie Kommunen und Zivilgesellschaft bei der Weiterentwicklung der Idee des fairen Handels. In England, von wo diese Idee ausgegangen sei, seien jetzt schon über 500 Fairtrade-Städte ausgezeichnet: „Da gibt es schon einen Altag des fairen Handels.“ Neben Kaffee und Tee spielten Blumen, Früchte und Säfte sowie Schokolade und Baumwolle eine wichtige Rolle im fairen Handel.
Andreas Peppel vom Einzelhandelsverband Westfalen-Münsterland zeigte auf, dass fairer Handel noch ein Nischendasein friste: Der Jahresumsatz betrage zwar mittlerweile rund 400 Mio. Euro, dem gegenüber stünde aber ein Gesamtumsatz von 400 Mrd. Euro im Handel. „Immer mehr Einzelhändler haben aber inzwischen auch begriffen, wie wichtig faire Produkte im Regal für das Image sind und dass sich mit fairen Produkten sehr wohl Geld verdienen lässt.“ Hinzu komme die meist sehr hohe Qualität der Produkte.
Vera Dwors, Koordinatorin des Netzwerks „Faire Metropole Ruhr“, benannte als nächstes Ziel: „Bis Ende 2012 wollen wir alle 53 Ruhrgebietsstädte und alle vier Ruhrgebietskreise auf den Weg zu Fairtrade-Stadt oder -Kreis gebracht haben.“ Bislang seien 7 Städte und der Kreis Wesel ausgezeichnet; etliche weitere Ruhrgebietsstädte seien unmittelbar vor dem Start oder sogar schon kurz vor der Auszeichnung.
Der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau erklärte: „Wer mal Kinder im Steinbruch hat Steine klopfen gesehen, der weiß, dass da noch viel getan werden muss.“ Deshalb sei es selbstverständlich gewesen, dass die Ruhrgebiets-Oberbürgermeister die Magna Charta Ruhr gegen ausbeuterische Kinderarbeit unterzeichnet hätten. Dortmund sei ja schon 2003 und 2005 als „Hauptstadt des fairen Handels“ ausgezeichnet worden. Seitdem könne man ohne weiteres davon sprechen, dass Fairtrade in Dortmund in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei.
Essens Stadtdirektor Hans-Jürgen Best geht davon aus, dass der Rat der Stadt Essen Ende dieses Monats beschließen wird, dass sich auch Essen auf den Weg zur Fairtrade-Stadt macht. Ohnehin gebe es im Essener Rathaus schon seit 1995 nur noch fair gehandelten Kaffee und seit 1997 auch fairen Tee in Rats- und Ausschusssitzungen und in den Büros des Verwaltungsvorstands. Die Kriterien zur Auszeichnung als Fairtrade-Stadt seien in Essen weitestgehend schon erfüllt. Bei Ausschreibungsrichtlinien hätten Aspekte des fairen Handels mehr und mehr Eingang gefunden. Aber um das Ganze systematisch durchzuarbeiten, muss das nach dem Ratsbeschluss jemand in der Verwaltung in seine Hand nehmen.
Ulrich Carow vom Regionalverband Ruhrgebiet kündigte an, dass sich auch der RVR künftig intensiver für die Förderung der Fairtrade-Idee einsetzen werde. Das Netzwerk „Faire Metropole Ruhr“ sei ja von den Oberbürgermeistern der Ruhrstädte auch gemeinsam mit dem Projekt „Grüne Hauptstadt Europas“ in den Kooperationen-Wettbewerb des Initiativkreises Ruhr eingebracht worden. Und solcherart Kooperationen seien auch ein zentrales Anliegen des RVR.
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