(Mediale) Integration geglückt?

WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel bei der Begrüßung. Bild: WDR/Herby Sachs

WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Monika Piel bei der Begrüßung. Bild: WDR/Herby Sachs

„Von einer medialen Parallelgesellschaft der Migranten kann in Deutschland nicht die Rede sein. Insbesondere bei den Jüngeren dominiert die Nutzung deutscher Medien. Sie haben in Bezug auf die Mediennutzung mehr Gemeinsamkeiten mit ihren deutschen Altersgenossen als mit ihren Eltern und Großeltern. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die in der Integrationsdebatte eine Rolle spielen sollte“, sagte die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel bei der Vorstellung der Studie „Migranten und Medien 2011“ von ARD und ZDF, die am 16. Sep. 2011 im WDR Funkhaus in Köln präsentiert wurde. Für die repräsentative Befragung, die nach 2007 zum zweiten Mal durchgeführt wurde, befragte TNS EMNID bundesweit 3300 Menschen mit Migrationshintergrund. Die Befragten stammten aus der Türkei, dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, Polen, Italien, Griechenland und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Sie repräsentieren 59 Prozent der in Deutschland lebenden Migranten.

Erk Simon, WDR-Medienforschung. Bild: WDR/Herby Sachs

Erk Simon, WDR-Medienforschung. Bild: WDR/Herby Sachs

Ergebnis(se): Insgesamt ist die Nutzung deutschsprachiger Medien im Vergleich zur ersten Umfrage im Jahr 2007 angestiegen, wobei der stärkste Zuwachs für das Internet verzeichnet wurde. Eine zentrale Vorraussetzung für die Nutzung deutschsprachiger Medien ist hierbei das Verstehen der deutschen Sprache, welches seit dem letzten Erhebungszeitpunkt (2007) bei allen Migrantengruppen zugenommen hat: 80 Prozent verstehen die deutsche Sprache gut bzw. sehr gut (nach 76 Prozent in 2007) – nach Selbsteinschätzung.

Gerade junge Migranten zwischen 14 und 29 Jahren nutzen bevorzugt deutsches Fernsehen, Radio und das Internet. Die Programmvorlieben sind ähnlich denen junger Menschen ohne Migrationshintergrund: Beim Fernsehen sind die deutschen Privatsender besonders beliebt, beim Radio ist 1LIVE neben Radio NRW das erfolgreichste Programm.

v.l.n.re: Betül Durmaz (Sonderpädagogin) und Adriana Altaras (Schauspielerin). Bild: WDR/Herby Sachs

z und Adriana Altaras. Bild: WDR / Herby Sachs

 

Und die Älteren? Die Mehrheit bevorzugt ebenfalls deutschsprachige Medien, nur eine Minderheit konsumiert heimatsprachige Angebote. Das gilt vor allem beim Fernsehen, in geringerem Umfang auch für das Internet, so ein weiteres Ergebnis der Studie „Migranten und Medien 2011“. Demnach sehen 45 Prozent der Migranten in Deutschland regelmäßig Programme in ihrer Muttersprache, 22 Prozent nutzen heimatsprachige Internetseiten. Einen hohen Stellenwert haben heimatsprachige Fernsehprogramme für Menschen türkischer Herkunft: In Bezug auf die Nutzungsdauer werden türkische Fernsehprogramme deutlich länger gesehen als deutschsprachige Programme.  29 Prozent sehen sogar ausschließlich türkischsprachiges Fernsehen, weit mehr als alle anderen untersuchten Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund. Das sind drei mal so viel wie die Menschen italienischer Herkunft, die immerhin noch fast doppelt so viel heimatsprachliches TV schauen, wie alle anderen. Hier liegt der Anteil zwischen 5 bis 7 Prozent (sieht man von den Menschen aus dem ehem. Jugoslawien ab, da liegt der Anteil bei 1 Prozent). In der Bevölkerungsgruppe mit türkischem Migrationshintergrund findet sich zudem das stärkste Diskriminierungsgefühl: 37 Prozent aller Menschen mit türkischem Migrationshintergrund stimmen einem Gefühl von Diskriminierung voll und ganz zu, bei allen anderen Migrationshintergründen schwankt die Zustimmung zwischen 4 bis 8 Prozent (Ursachenforschung wurde hier leider nicht betrieben).

Insgesamt kommt die Studie „Migranten und Medien 2011“ zu dem Ergebnis, dass für die Mediennutzung von Migrantinnen und Migranten die Faktoren Alter, Geburtsland, Bildung und deutsche Sprachkenntnisse ebenso wichtig, wenn nicht gar wichtiger sind als der Faktor ethnische Herkunft. (Mediale) Integration geglückt? Die Veranstaltungsdokumentation (des WDR) und die Studie „Migranten und Medien 2011“ von ARD und ZDF sind hier verfügbar.

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