Schokologie statt Biologie
Im Rahmen der Münsteraner Tage der Schulverpflegung, veranstaltete die Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW der Verbraucherzentrale NRW einen Tag der Lehrerfortbildung. Wie Lehrer und Schüler zur nachhaltigen Ernährungsbildung angeregt werden können erklärte Dipl. oec. troph. Cornelia Espeter von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW. Sie berät Schulen, Träger und Caterer und stellt Unterrichtsmaterialen zur Verfügung, mit denen Lehrer die nachhaltige Ernährungsbildung von Schülern fördern können. Hierzu wurden vier verschiedene Projekte vorgestellt.
Die Situation der Schulverpflegung
Los ging es aber mit einer Keynote zum Thema Ernährungsbildung, Ernährungspädagogik und Akzeptanzförderung mit dem Aufhänger „Essen ist auch Bildung, und braucht Unterstützung!“. Hier wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts der Fachhochschule Münster zur „Bestandsaufnahme und Dokumentation der aktuellen Verpflegungssituation weiterführender Schulen in der Stadt Münster“ vorgestellt. Denn bis zum Jahr 2011 war, übrigens nicht nur in Münster, keine wirkliche Tradition einer Schulverpflegung zu verzeichnen. Erst mit dem sog. „Pausenerlass“, wurde für Schulen mit Nachmittagsunterricht eine 60-minütige Mittagspause und die Bereitstellung einer „einfachen Mahlzeit“ verpflichtend. Die Ziele der Studie waren einerseits eine Bestandsaufnahme und Dokumentation der aktuellen Verpflegungssituation an den weiterführenden Schulen, sowie die Ermittlung lokaler Problemfelder und Unterstützungsbedarfe andererseits.
Das Vorgehen war gleichsam simpel und wirkungsvoll: Eine Vollerhebung anhand eines standardisierten Fragebogens und in Form von persönlichen Interviews aller 31 weiterführenden Schulen im Münsteraner Stadtgebiet. 25 Schulen bzw. 81% nahmen an der Studie teil. Projektpartner waren das Amt für Schule und Weiterbildung sowie das Amt für Gesundheit, Veterinär- und Lebensmittelangelegenheiten. Insgesamt wurden 13 Gymnasien, 7 Real-, 4 Gesamt- und eine Hauptschule befragt. Die Studie ermittelte, dass an allen teilnehmenden Schulen täglich eine warme Mahlzeit angeboten wird. In Schulzentren wird eine Mensa teilweise auch durch mehrere Schulen genutzt. Dabei wird an 21 Schulen täglich ein vegetarisches Menü angeboten. Gemeinsame Mahlzeiten zwischen Schülern und Lehrern fördern nach einhelliger Meinung zwar die Bindung der beiden Gruppen, kommen in der Regel aber nur äußerst selten vor. Die Vertreter der Schulen wünschen sich vor allem eine Entlastung von unterrichtsfremden Aufgaben, wie etwa der Schulverpflegung. Bisher wurde die Studie der Fachhochschule Münster noch nicht veröffentlicht.
Die Workshops
Insgesamt wurden zwei Workshops vorgestellt, die Lehrer in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW in ihren Klassen durchführen können.
Das Jahreszeitenspiel rund um Obst und Gemüse „PowerKauer auf Gemüsejagd“ richtet sich an Schüler der Primarstufen. Hier sollen Grundschüler für Nachhaltigkeitsaspekte in der Ernährung, beispielsweise in Form von kurzen Transportwegen und saisonalen Angeboten, sensibilisiert werden. Dabei sollen sie mit verschiedenen Tipps zum Klima-gesunden Essen und Einkaufen angeregt werden.
Daneben bietet die Vernetzungsstelle den „Sinnesparcours“ an, bei dem die Schüler mit all ihren Sinnen Lebensmittel entdecken, und gleichzeitig einen kritischen Umgang mit künstlichen Aroma- und Inhaltsstoffen lernen sollen.
Ein anderes Programm wird für die Sekundarstufen I und II angeboten. Die „Ess-Kult-Tour“ lockt mit sieben verschiedenen interaktiven Modulen. Dazu gehört auch der Lebensmittel-Retter, der den Schülern verdeutlichen soll, was die Bezeichnung Mindesthaltbarkeitsdatum genau bedeutet, warum Lebensmittel überhaupt weggeworfen, und wie dem entgegengewirkt werden kann. An den verschiedenen Stationen erlernen die Schüler das nötige Know-How um danach als Snackchecker, Spurensucher, Umweltexperten, Selbsterkenner, Werbeprofis und Chefköche bestens über das Thema gesunde und Nachhaltige Ernährung aufgeklärt zu sein.
Und dann geht es noch um das Thema „Schokologie“, in dem alle Aspekte des fairen Handels im Kontext der Schokoladen-Herstellung behandelt werden. Dabei werden anhand einer Tochter eines bolivianischen Kakaobauerns, die sozialökonomischen Aspekte des Weltweiten Handels mit Kakaobohnen erläutert, wie beispielsweise Kinderarbeit und niedrige Gewinnspannen.
Den Bedarf für solche Aktionen schätzt Frau Espeter als sehr hoch ein, „da die Schüler im Grunde genommen wenig Kenntnisse zum Thema Lebensmittel haben, Bildungsprojekte im Lebensmittel-Bereich eher weniger angenommen werden und hierfür einfach oft auch die nötige Zeit im Lehrplan fehlt.“ Für die Zeit nach 2014 wünscht Frau Espeter sich, „dass die Ernährungsbildung Einzug in den Schulalltag über die Dekade hinaus halten soll.
Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Tags: Aktionstage, Aktionstage 2013