Apr 202015
 

Von Christina Quast, freie Journalistin

Christina Quast als Referentin bei "Medienfrauen NRW 2015"

Christina Quast als Referentin bei „Medienfrauen NRW 2015“ (c) Grimme-Institut

Soziale Netzwerke ermöglichen, dass nicht nur Besucher eine Veranstaltung erleben können, sondern dass es auch ein Publikum gibt, welches online teilnimmt. Häufig werden die Themen und Impressionen von Konferenzen, Seminaren oder kulturellen Veranstaltungen in sozialen Netzwerken geteilt. Das geschieht vor allem durch die Gäste, am besten aber auch durch die Veranstalter, die eigene Social-Media-Profile nutzen, um Informationen und Material zur eigenen Veranstaltung anzubieten.

Während einer Veranstaltung werden Texte, Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Für Veranstalter gibt es Möglichkeiten, diese „Schnipsel“ zu sammeln und zu präsentieren. Dazu ist eine Online-Dokumentation empfehlenswert.

Veranstalter können sehr zeitnah – bereits am folgenden Tag – eine Online-Dokumentation erstellen, weil keine speziellen Kenntnisse und wenig Ressourcen erforderlich sind,  sobald man mit den Prinzipien des Hashtags und des Embed-Codes vertraut ist. Zudem ist das Interesse an einer Dokumentation kurz nach der Veranstaltung noch sehr hoch. Bei einer Online-Dokumentation kann eigenes Material wie Präsentationen, Mitschnitte und Fotos mit den Beiträgen des Publikums aus sozialen Netzwerken kombiniert werden. Praktisch ist, dass diese Sammlungen interaktive Elemente erhalten. Durch die Berücksichtigung der Beiträge aus dem Publikum lässt sich die Veranstaltung transparenter und aus verschiedenen Perspektiven darstellen. Denn positives wie negatives Feedback der Besucher ist hilfreich für die nächste Veranstaltung: Zufriedene Gäste sind authentischer als ein – notwendigerweise – positives Fazit des Veranstalters und eventuelle Kritikpunkte können geändert werden.

Beiträge sammeln – mit einem Hashtag
Wichtig ist ein Hashtag zur Veranstaltung, um die meisten Beiträge in den sozialen Netzen (wieder) zu finden: Das Hashtag dient als Stichwort, um die eigenen Social-Media-Beiträge einem Thema zuzuordnen. Das bedeutet mit einem Hashtag lassen sich Beiträge zu einer Veranstaltung von verschiedenen Mitgliedern in verschiedenen sozialen Netzwerken suchen und zusammentragen. Fast alle sozialen Netzwerke haben das Hashtag-Prinzip übernommen. Besonders bedeutend für Veranstaltungen sind Twitter, Instagram und Facebook.

Es empfiehlt sich als Veranstalter einen „offiziellen“ Hashtag festzulegen und zu kommunizieren, aber nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch offline: auf Einladungen, Programmen oder Präsentationen. Eine einfacher Grundsatz: Wenn Titel und Ort der Veranstaltung genannt werden, sollte auch das Hashtag nicht fehlen.

Beiträge in Echtzeit – mit einer Social Wall
Beiträge in sozialen Netzwerken werden zunehmend in Echtzeit veröffentlicht – speziell Twitter und Instagram sind dafür konzipiert, Beiträge vom Smartphone ins Internet zu tragen. Diese Beiträge können schon während der Veranstaltung gesammelt und präsentiert werden. Eine „Social Wall“ kann alle Beiträge mit Hashtag aus sozialen Netzwerken direkt für die Besucher vor Ort und das Publikum im Internet anzeigen. Eine „Social Wall“ wird – abhängig von den Funktionen – als kostenfreier oder kostenpflichtiger Service im Internet angeboten. Es handelt sich um webbasierte Software, die alle Beiträge mit Hashtag aus sozialen Netzwerken auf einer Website anzeigt. Diese können Veranstalter für das Publikum vor Ort und im Internet nutzen, um zu präsentieren, was aktuell bei einer Veranstaltung passiert, welche Meinungen und Eindrücke die Besucher teilen. Vor Ort kann die „Social Wall“ über einen Bildschirm oder Beamer präsentiert werden, damit sich die Besucher informieren und über die Beiträge in den sozialen Netzwerken austauschen können. Eine „Social Wall“ sollte dort platziert werden, wo die Besucher sich vernetzen oder verpflegen können, um einen Austausch zu möglichen. Zusätzlich kann der Link zur „Social Wall“ online geteilt werden, so dass Interessierte eine komfortable Möglichkeit haben, die Veranstaltung im Internet zu verfolgen.

Beiträge dokumentieren – mit dem Embed Code
Beiträge, die auf der „Social Wall“ zu sehen waren, können anschließend auch für die Online-Dokumentation genutzt werden. Mittels Hashtag lassen sich die Beiträge finden und mit dem „Embed Code“ auf der eigenen Website verwenden. Es ist wichtig, eine Online-Dokumentation zeitnah zu erstellen, einerseits weil das Interesse noch hoch ist und andererseits, weil Beiträge mit der Zeit mühsamer zu finden sind, obwohl diese nicht aus den sozialen Netzwerken verschwinden. Für die Online-Dokumentation können Veranstalter die gesammelten Beiträge zunächst kuratieren, das heißt eine Auswahl der interessantesten  Beiträge treffen, und diese im nächsten Schritt zu einer „Geschichte“ arrangieren. Das funktioniert so: Verlinken – jeder öffentliche Beitrag in sozialen Netzwerken ist über einen Link zu erreichen. Dieser „Permalink“ kann verwendet werden, um von der eigenen Website direkt auf einen bestimmten Beitrag bei Facebook, Twitter, Instagram usw. zu verweisen. Die Verlinkung ist rechtlich zulässig, aber nicht optimal, weil Besucher die Website des Veranstalters verlassen müssen, um die Beiträge zu sehen. Damit der Permalink in der Eingabezeile des Browsers erscheint, muss bei Facebook auf die Uhrzeit des Beitrags geklickt werden, bei Twitter verweist das 3-Punkte-Symbol auf die Option „Link zum Tweet kopieren“ und bei Instagram hilft ein Klick auf das Foto.

Beispiel für einen Permalink bei Facebook, der in der Adresszeile erscheint, sobald auf die Uhrzeit des Beitrags geklickt wurde.

Beispiel für einen Permalink bei Facebook, der in der Adresszeile erscheint, sobald auf die Uhrzeit des Beitrags geklickt wurde.

Einbetten – soziale Netzwerke bieten zusätzlich die Option, öffentliche Beiträge auf der eigenen Website darzustellen. Das ist möglich in allen Content Management Systemen, die HTML-Code nutzen – beispielsweise WordPress. Als „Embed Code“ wird ein fertiges Stück Programmier-Code zur Verfügung gestellt. Dieser kann kopiert und in die HTML-Ansicht des Content Management System eingefügt werden. Anschließend ist der ausgewählte Beitrag aus einem sozialen Netzwerk auf der eigenen Website sichtbar. Das Einbetten (oder Framing, also „Einrahmen“) ist ein eleganter Weg, um Social Media Beiträge auf der eigenen Website anzuzeigen. Denn Screenshots sind aufwändig zu erstellen, haben eine geringere Qualität und können gegen das Urheberrecht verstoßen. Hingegen hat der „Embed Code“ folgende Vorteile:

  • die Quelle wird korrekt angezeigt
  • die Links und sozialen Funktionen bleiben klickbar – beispielsweise die Like- und Share-Buttons der sozialen Netzwerke
  • der Urheber behält die Hoheit über seinen Beitrag – das bedeutet: Löscht oder ändert der Urheber etwas, werden diese Änderungen automatisch auf die Website übernommen
  • das Urheberrecht wird nicht verletzt, weil das Einbetten rechtlich wie ein Hyperlink beurteilt wird

Der „Embed Code“ kann auf der eigenen Website in zwei Formaten verwendet werden: Als Veranstalter kann man einen Text verfassen und diesen um einzelne, eingebettete Beiträge aus sozialen Netzwerken ergänzen – nach diesem Prinzip ist dieser Artikel aufgebaut.

Beispiel für das Erzeugen des Embed-Codes bei Instagram. Der Code erscheint nach einem Klick auf die drei Punkte am Bildrand rechts unten.

Beispiel für das Erzeugen des Embed-Codes bei Instagram. Der Code erscheint nach einem Klick auf die drei Punkte am Bildrand rechts unten.

Zudem gibt es im Internet verschiedene Services, die es ermöglichen viele Beiträge aus verschiedenen sozialen Netzwerken zu Geschichten zu kombinieren und diese im ansprechenden Design auf der eigenen Website einzubetten. Das umfangreichste und am einfachsten zu bedienende Service ist Storify, damit können mehr als zehn soziale Netzwerke durchsucht werden – beispielsweise nach einem Hashtag. Die Ergebnisse werden in der rechten Spalte angezeigt und lassen sich per „Drag and Drop“ zu einem Protokoll oder einer Geschichte zusammensetzen. Zwischen den ausgewählten Social Media Beiträgen können noch eigene Texte platziert werden. Nach der Veröffentlichung stehen drei Format-Vorlagen (Template) zur Verfügung: das klassische Artikel-Format, ein Raster – zum Beispiel für Fotos – und eine Slideshow. Mit einem „Embed Code“ lässt sich das komplette Storify auf die eigene Website übernehmen.

Ähnlich funktioniert der Service line.do: Hier können Beiträge aus sozialen Netzwerken an einem – vertikal oder horizontal verlaufenden – Zeitstrahl angeordnet und mit dem „Embed Code“ übernommen werden.

Ein Beispiel einer Veranstaltungsdokumentation mit Storify

Participatory story – Be a part of it: Eine Dokumentation zum Grimme-Institut-Workshop beim Global Media Forum 2014

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